Die Rolle von KI bei der Cybersicherheit

Schutz vor Datenverlust: Künstliche Intelligenz vs. Menschlicher Blick

Die Verwendung einer KI zur Verteidigung kann sehr datenintensiv sein



Von Fiete Marohn, Vipre DACH

Die Cybersicherheit entwickelt sich ständig weiter, da auch Cyberkriminelle immer ausgeklügelter vorgehen, und digitale Sicherheits-Tools beschleunigen die Verringerung der Risiken so gut wie möglich. Das Jahr 2020 bot Hackern sogar noch mehr Gelegenheiten, zuzuschlagen, beispielsweise durch Phishing-E-Mails wie die Vortäuschung authentischer PPE-Provider oder vom HMRC zur Kopie ahnungsloser Opfer. Kürzlich haben wir sogar gesehen, wie Phisher jetzt die Impfkampagne nutzen, um Menschen zu betrügen, indem sie sie für gefälschte Impfstoffe bezahlen lassen.

Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen haben sich als innovative Technologien erwiesen, um dabei zu helfen, geplante Taten zu durchkreuzen, und sie sind ein Schlüsselbestandteil jeder Cybersicherheitsstrategie. Aber KI ist nicht unbedingt das richtige Tool für jede Aufgabe. Menschen sind immer noch viel besser in der Lage, komplizierte Entscheidungen zu treffen, als Maschinen, insbesondere, wenn es darum geht zu bestimmen, ob Daten sicher von einem Unternehmen nach draußen gesendet werden können. Aus diesem Grund kann es zu Problemen führen, wenn man sich bei diesen Entscheidungen auf KI verlässt, oder noch schlimmer, es kann zu Datenverlusten kommen, wenn die KI noch nicht ausgereift genug ist, um vollumfänglich zu erfassen, welche Daten sensibel sind und welche nicht. Wo kann also die KI einen effektiven Teil zur Cyberverteidigungsstrategie beitragen und wo kann sie für den Nutzer eine Herausforderung darstellen? Dies erklärt Fiete Marohn, Vipre DACH.

Ähnlichkeiten ausmachen

Eine der größten Herausforderungen der KI bei der Verringerung des Risikos von internen Mitarbeitern, die die Richtlinien verletzen, besteht darin, Ähnlichkeiten zwischen Dokumenten zu erkennen, oder zu bestimmen, ob es in Ordnung ist, ein bestimmtes Dokument an einen bestimmten Empfänger zu senden. Unternehmensvorlagen wie Rechnungen sehen jedes Mal, wenn sie verschickt werden, sehr ähnlich aus und weisen nur sehr geringe Unterschiede auf, die Maschinelles Lernen und KI oft übersehen. Die Technologie registriert das Dokument wie sonst auch, außer, dass es sehr wenige Unterschiede bei Zahlen oder Wörtern gibt, und würde dem Nutzer in der Regel erlauben, den Dateianhang zu verschicken. Während ein Mensch in diesem Beispiel wüsste, welche Rechnung oder welches Angebot an welchen (potentiellen) Kunden geschickt werden soll.

Die Implementierung einer KI in einem großen Unternehmen zu diesem Zweck würde nur das Absenden eines kleinen Anteils der E-Mails verhindern. Aber auch, wenn die KI ein zu meldendes Problem findet, informiert sie eher das Administrationsteam, als den Nutzer. Das liegt daran, dass die KI, wenn sie annimmt, dass die E-Mail nicht gesendet werden soll, nicht möchte, dass der Nutzer sie überschreiben und die E-Mail trotzdem senden kann. Dies kann also zusätzlichen Aufwand für das Admin-Team bedeuten und gleichzeitig den Nutzer frustrieren.

Datenspeicherung

Die Verwendung einer KI zur Verteidigung kann außerdem sehr datenintensiv sein. Dies liegt daran, dass bei diesem Konzept jede E-Mail an ein externes System an einem anderen Ort geschickt werden muss, um sie zu analysieren. Insbesondere für Branchen, die mit sehr sensiblen Daten umgehen, ist die Tatsache, dass ihre Daten an einem anderen Ort gescannt werden, Grund zur Sorge. Darüber hinaus muss die Technologie mit Maschinellem Lernen einen Teil der sensitiven Daten speichern, um Regeln daraus zu erlernen und sie immer wieder zu nutzen, um beim nächsten Mal eine korrekte Entscheidung zu treffen. In Anbetracht des Aspekts des Maschinellen Lernens bei dieser Art Lösungen können sie nicht direkt von der Stange funktionieren, sondern brauchen eine Lernphase von mindestens zwei Monaten. Sie können deshalb keine sofortigen Sicherheitskontrollen bieten.

Verständlicherweise fühlen sich viele Unternehmen, insbesondere auf Konzernebene, nicht wohl dabei, wenn ihre sensiblen Daten woanders hin geschickt werden. Das Letzte, was sie möchten, ist, dass die Daten an einem anderen Ort gespeichert werden, auch, wenn es nur für die Analyse ist. Die KI erweitert sensible Materialien daher um ein unnötiges und unerwünschtes Risikoelement.

Die Rolle von KI bei der Cybersicherheit

KI spielt eine wichtige Rolle in vielen Elementen einer Cyberverteidigungsstrategie eines Unternehmens. Antivirus-Technologie beispielsweise betreibt eine strikte "Ja oder Nein"- Politik bei der Entscheidung, ob eine Datei potentiell bösartig ist oder nicht. Das ist nicht subjektiv, sondern durch ein strenges Level an Parametern wird etwas entweder als Bedrohung wahrgenommen, oder nicht. Die KI kann schnell bestimmen, ob sie das Gerät zum Absturz bringen, die Maschine sperren oder das Netzwerk trennen wird und demnach entfernt oder zugelassen werden soll. Es ist wichtig, anzumerken, dass Vipre AI und ML als Schlüsselkomponenten in ihren E-Mail- und Endpunkt-Sicherheitsservices verwenden, beispielsweise als Teil der Sandboxing-Lösung für die Sicherheit von E-Mail-Anhängen, bei der ein E-Mail-Anhang von einer KI in einer isolierten Umwelt separiert vom Kundennetzwerk geöffnet und geprüft wird.

Während KI also nicht die ideale Methode zum Schutz vor versehentlichen Datenverlusten durch E-Mails ist, spielt sie dennoch eine wichtige Rolle in bestimmten Bereichen, wie der Virusdetektion, Sandboxing und Bedrohungsanalyse.

Zusammenfassung

Bei einer so großen Abhängigkeit von E-Mails bei den Geschäftspraktiken sind Datenverluste ein unvermeidliches Risiko. Die Folgen von Auswirkungen auf die Reputation, Zuwiderhandlungen und damit einhergehende finanzielle Schäden können verheerend sein. Eine cyberbewusste Kultur mit stetem Training ist sehr wichtig, ebenso wie die Richtige Technologie

Die Bereitstellung einer Technologie, die den Nutzer warnt, wenn er möglicherweise einen Fehler macht - entweder durch Senden einer E-Mail an den falschen Empfänger oder durch Teilen sensibler Daten über das Unternehmen, seine Kunden oder seine Mitarbeiter - minimiert nicht nur Fehler, sondern hilft auch, eine bessere E-Mail-Kultur zu schaffen. In einer schnelllebigen Arbeitsumgebung unter Druck passieren Fehler schnell, insbesondere mit der zunehmenden Arbeit im Home Office, wo nicht sofort die Überprüfung durch Kollegen erfolgen kann, die viele gewohnt sind. Aber anstatt diese Verantwortung einer Künstlichen Intelligenz zu überlassen, kann diese Art von Technologie gemeinsam mit dem geschulten menschlichen Blick Nutzern helfen, besser informierte Entscheidungen zur Natur und Legitimität ihrer E-Mails zu treffen, bevor sie handeln. Als letzter Punkt unterstützt es Unternehmen dabei, dieses risikobehaftete Element ihrer Tätigkeiten abzuschwächen und die Einhaltung der Vorgaben durch eine cyberbewusste Kultur zu stärken. (Vipre: ra)

eingetragen: 19.02.22
Newsletterlauf: 05.04.22

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Fachartikel

Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

Ineffiziente Reaktionen auf E-Mail-Angriffe sorgen bei Unternehmen jedes Jahr für Milliardenverluste. Für viele Unternehmen ist das Auffinden, Identifizieren und Entfernen von E-Mail-Bedrohungen ein langsamer, manueller und ressourcenaufwendiger Prozess. Infolgedessen haben Angriffe oft Zeit, sich im Unternehmen zu verbreiten und weitere Schäden zu verursachen. Laut Verizon dauert es bei den meisten Phishing-Kampagnen nur 16 Minuten, bis jemand auf einen bösartigen Link klickt. Bei einer manuellen Reaktion auf einen Vorfall benötigen Unternehmen jedoch circa dreieinhalb Stunden, bis sie reagieren. In vielen Fällen hat sich zu diesem Zeitpunkt der Angriff bereits weiter ausgebreitet, was zusätzliche Untersuchungen und Gegenmaßnahmen erfordert.

Zertifikat ist allerdings nicht gleich Zertifikat

Für Hunderte von Jahren war die Originalunterschrift so etwas wie der De-facto-Standard um unterschiedlichste Vertragsdokumente und Vereinbarungen aller Art rechtskräftig zu unterzeichnen. Vor inzwischen mehr als einem Jahrzehnt verlagerten sich immer mehr Geschäftstätigkeiten und mit ihnen die zugehörigen Prozesse ins Internet. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mit dem Zeitalter der digitalen Transformation beginnen handgeschriebene Unterschriften auf papierbasierten Dokumenten zunehmend zu verschwinden und digitale Signaturen werden weltweit mehr und mehr akzeptiert.

Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

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