Echtzeiteinblicke in die Aktivitäten der Angreifer

Erfolgreiche Cybersecurity muss Prävention und Detektion ausbalancieren

Joe Levy, CTO bei Sophos "Wir dürfen Unvollkommenheit nicht mit Sinnlosigkeit verwechseln"



Von Joe Levy, CTO bei Sophos

In ihrer bisherigen Historie konzentrierten sich Cybersicherheitsprodukte hauptsächlich darauf, bösartigen Code daran zu hindern, auf Computer zu gelangen und diesen auszuführen. Was als Hobbyprojekte zur Beseitigung lästiger Viren auf Disketten begann, hat sich zu einer milliardenschweren Cybersicherheitsindustrie mit dem Ziel entwickelt, die moderne und onlineabhängige Welt zu schützen. Mit zunehmender Reife lässt sich allerdings ein gefährlicher Trend beobachten: Die anwachsende Gewissheit, dass Prävention nicht perfekt ist, verwandelt sich in eine Art provokative Kapitulation, die Unvollkommenheit mit Sinnlosigkeit verwechselt.

In der Folge hat das Cybersecurity-Pendel in den letzten zehn Jahren stark in Richtung Detektion geschwungen und damit die dringend benötigte, schnelle Verbesserung der Erkennungsfähigkeiten stimuliert – mit dieser Entwicklung sind wir alle besser dran. Aber nachdem diese Evolution mittlerweile sehr weit fortgeschritten ist, müssen wir nun eine Überkorrektur verhindern und einen Gleichgewichtszustand zwischen modernem Erkennungs- und klassischem Vorbeugungsschutz anstreben. Wir haben es weder mit einem reinen Malware- noch mit einem reinen Gegnerproblem zu tun, sondern müssen uns mit beidem auseinandersetzen. Dennoch ist das Sprichwort "Vorbeugen ist besser als heilen" in der IT-Sicherheitswelt so wichtig wie nie – insbesondere in einer Zeit, in der ein einzelner kompromittierter Rechner Kriminellen das nötige Einfallstor bieten kann, um ganze Industrien mit Lösegeldforderungen zu überziehen.

Da moderne Angreifer bei ihren virtuellen Beutezügen gefühlt mit dem Supersportwagen unterwegs sind, ist es enorm wichtig, frühzeitig automatisierte Straßensperren zu errichten, die die Attacke stoppen. Denn ein System, das zum effektiven Schutz 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr einen sekundenschnellen menschlichen Eingriff an der Tastatur erfordert, versagt zwangsläufig irgendwann. Wenn wir gegenüber den Kriminellen keinen Boden verlieren wollen, müssen wir sowohl Tools zur Eliminierung von Malware ständig verbessern und uns gleichzeitig auf den Weg machen, eine Plattform zu schaffen, die uns Echtzeiteinblicke in die Aktivitäten der Angreifer bietet. Bei der schieren Menge und Variantenvielfalt an Angriffen ist Prävention entscheidend, um knappe IT-Security-Ressourcen in den Unternehmen zu schonen, damit sie verfügbar sind, um sich auf größere, verheerendere Angriffe zu konzentrieren, die eine menschliche Reaktion erfordern. Ein verbesserter Schutz hilft dabei, den Heuhaufen niederzubrennen und die Nadel freizulegen, die besondere Aufmerksamkeit erfordert.

Essenziell und in den kommenden Monaten unabdingbar für eine effektive Cybersecurity ist in diesem Zusammenhang der in der Technologiebranche häufig verwendete Begriff "Shift Left". Gemeint ist damit die Strategie, ein Problem frühzeitig anzugehen, sich nicht auf vermeintlichen Lorbeeren auszuruhen und damit viel Zeit und Geld zu sparen. Konkret: Eine Anwendung lässt sich nicht effektiv absichern, indem die Sicherheit erst am Ende des Entwicklungsprozesses berücksichtigt wird. Genauso wenig ist es möglich Systeme oder Netzwerke effektiv abzusichern, wenn die Verantwortlichen der Vorstellung erliegen, dass eine bessere Prävention nicht mehr erreichbar ist, oder wenn diese glauben, dass entweder Prävention oder Erkennung allein die Probleme der modernen Informationssicherheit lösen kann.

Wir werden einen entscheidenden Schritt nach vorne kommen, wenn wir diesen "Shift Left" mit einem industrieübergreifenden Teamwork kombinieren. Es geht darum, die massenhaft gesammelten Daten über Cyberangriffe zu kuratieren und gemeinsam eine Engine für Sicherheitsoperationen zu schulen. "Empfehlungs-Engines" funktionieren bereits vielfach in unserem täglichen Leben und führen uns zu Produkten, die wir vielleicht kaufen möchten, oder zu Fernsehsendungen, die wir sehen möchten. Sie verbessern unser Leben auf vielfältige Weise. Eine Engine für Sicherheitsempfehlungen hat ein ähnliches Ziel: sie ersetzt nicht die aktiven Personen, die unsere Netzwerke und Computer schützen, aber sie hilft ihnen bei der Priorisierung, Triage und Reaktion auf Vorfälle. All das mit dem übergreifenden Ziel, die Verschiebung des zur Verfügung stehenden Zeitrahmens bei der Angriffsabwehr von Wochen auf Tage und von Tagen auf Minuten zu senken. Das kann uns nur unter Anleitung von KI-verstärkten Sicherheitsoperationen gelingen und im Erfolgsfall die Sicherheitsbranche neu definieren – und damit dafür sorgen, dass Cyberkriminelle auch weiterhin das Nachsehen haben. (Sophos: ra)

eingetragen: 18.01.22
Newsletterlauf: 07.03.22

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Meldungen: Unternehmen

Ransomware-Angriffe erfolgreich abwehren

Nextron Systems setzt ihre Mission zur Bekämpfung und frühzeitigen Erkennung von Cyberkriminalität fort. Als aufstrebender Thought Leader der Branche geht Nextron entschlossen voran, um Unternehmen weltweit vor den wachsenden Bedrohungen in der digitalen Welt zu schützen.

Security-Check für Krankenhaus-IT

Krankenhäuser verarbeiten zahlreiche Gesundheitsdaten von Patientinnen und Patienten. Das Krankenhausinformationssystem (KIS), eine spezielle Software in der Medizinbranche, ist das Herzstück der medizinischen Versorgung und Datenhaltung. Wie sicher sind diese Systeme, und wie sicher sind sensible Daten bei der Übertragung?

Vereinheitlichung der Meldefristen für Schwachstellen

In den Trilog-Verhandlungen über den Cyber Resilience Act haben EU-Kommission, Europaparlament und der Rat der Europäischen Union eine Einigung erzielt.

CBL Datenrettung: Service-Partner EZSVS in Frankfurt a.M.

Das Büro des IT-Dienstleisters EZSVS (Germany) GmbH (gesprochen "easy services") in Frankfurt am Main ist ab sofort Servicepartner der CBL Datenrettung GmbH. Kundinnen und Kunden können hier defekte Speichermedien persönlich abgeben.

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Fachartikel

Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

Ineffiziente Reaktionen auf E-Mail-Angriffe sorgen bei Unternehmen jedes Jahr für Milliardenverluste. Für viele Unternehmen ist das Auffinden, Identifizieren und Entfernen von E-Mail-Bedrohungen ein langsamer, manueller und ressourcenaufwendiger Prozess. Infolgedessen haben Angriffe oft Zeit, sich im Unternehmen zu verbreiten und weitere Schäden zu verursachen. Laut Verizon dauert es bei den meisten Phishing-Kampagnen nur 16 Minuten, bis jemand auf einen bösartigen Link klickt. Bei einer manuellen Reaktion auf einen Vorfall benötigen Unternehmen jedoch circa dreieinhalb Stunden, bis sie reagieren. In vielen Fällen hat sich zu diesem Zeitpunkt der Angriff bereits weiter ausgebreitet, was zusätzliche Untersuchungen und Gegenmaßnahmen erfordert.

Zertifikat ist allerdings nicht gleich Zertifikat

Für Hunderte von Jahren war die Originalunterschrift so etwas wie der De-facto-Standard um unterschiedlichste Vertragsdokumente und Vereinbarungen aller Art rechtskräftig zu unterzeichnen. Vor inzwischen mehr als einem Jahrzehnt verlagerten sich immer mehr Geschäftstätigkeiten und mit ihnen die zugehörigen Prozesse ins Internet. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mit dem Zeitalter der digitalen Transformation beginnen handgeschriebene Unterschriften auf papierbasierten Dokumenten zunehmend zu verschwinden und digitale Signaturen werden weltweit mehr und mehr akzeptiert.

Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

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