Mathematische Analysemethoden


Die Jagd auf Computerfehler mithilfe von Mathematik
Bei komplexen Programmen ist es tatsächlich schwierig, jede kleine Eventualität zu berücksichtigen



Um die Sicherheit von Computerprogrammen und Hardware zu erhöhen, braucht es mathematische Analysemethoden. Dank eines Forscherteams um Krishnendu Chatterjee in einem vom Wissenschaftsfonds FWF finanzierten Projekt werden diese Methoden in Zukunft deutlich schneller sein. Sicherheitslücke in Programm entdeckt, Update dringend empfohlen. Schlagzeilen wie diese erreichen uns derzeit wöchentlich. Oft wird schon zum Verkaufsstart eines neuen Programms ein umfangreiches Update angeboten, das Kinderkrankheiten behebt. Das bringt vielerlei Probleme, öffentliche Institutionen aber auch Unternehmen leiden unter der Unsicherheit und sind immer wieder Hacker-Angriffen ausgesetzt.

In immer mehr sensiblen Bereichen wird Software eingesetzt, deren Versagen im Extremfall sogar lebensgefährlich wäre. Nicht alle Bereiche sind gleichermaßen betroffen, viele Computersysteme laufen wie das sprichwörtliche Schweizer Uhrwerk, vor allem Hardware ist in der Regel sehr verlässlich, eher auf der Software-Seite gibt es Probleme.

Mathematik verbessert Computersysteme
Bei komplexen Programmen ist es tatsächlich schwierig, jede kleine Eventualität zu berücksichtigen. Zwar gibt es Computermethoden für Software-Tests, jedoch wuchs die Komplexität der Programme in den vergangenen Jahren stetig, während die Leistungsfähigkeit der Testmethoden hinterherhinkte, insbesondere was ihre Geschwindigkeit angeht ein guter Anlass, hier in Grundlagenforschung zu investieren. Der Computerwissenschafter Krishnendu Chatterjee beschäftigte sich in einem vom Wissenschaftsfonds FWF finanzierten und kürzlich abgeschlossenen Projekt mit der Analyse von Computersystemen mittels mathematischer Methoden. Damit, so die Hoffnung, sollten grundlegende Verbesserungen in dem Sektor möglich sein.

Graphentheorie
"Dieses Gebiet hat eine lange Tradition", sagt Chatterjee. "Es gibt seit langer Zeit Versuche, eine formale Basis zu finden, um korrekte Systeme zu designen. Fundamentale Arbeiten in diesem Bereich stammen aus den Sechzigerjahren und gehen etwa auf Alonzo Church zurück, eine der Gründerfiguren der Computerwissenschaften." Für die mathematische Analyse von Computersystemen wird die sogenannte "Graphentheorie" genutzt. Ihr Gegenstand sind Objekte, die man sich als Netzwerke aus miteinander verbundenen Punkten oder Knoten vorstellen kann.

Computersysteme lassen sich mathematisch als Graphen darstellen: Ein Knoten steht für einen bestimmten Zustand, in dem sich das System befindet, eine Kante steht für einen Übergang zwischen zwei Zuständen. Zum Beispiel befindet sich ein Computer, der gerade diesen Artikel anzeigt, in einem definierten Zustand, der als Knoten dargestellt wird. Beim Klicken auf einen Link wechselt das System in einen neuen Zustand, dieser Wechsel wird als Kante dargestellt.

Verbesserte Graphen-Algorithmen
Dieser Rahmen ist besonders geeignet für die Prüfung von Computersystemen. Chatterjee interessierte sich dafür, wie schnell diese Algorithmen zur Überprüfung (der Fachausdruck lautet "Verifikation") von Computersystemen funktionieren. "Computersysteme werden immer komplexer", sagt Chatterjee. "In manchen Bereichen steckte die Entwicklung in der Verifikation seit den Neunzigern fest. Ein neuer Aspekt dieses Projekts war, aktuelle Zugänge aus der Graphentheorie zu verwenden, um die Algorithmen zu verbessern. Das war eine völlig neue Richtung." Chatterjee hebt die Zusammenarbeit mit seiner Projektpartnerin Monika Henzinger von der Universität Wien hervor, die Expertin für Graphentheorie ist. "Für mich war das ein intensiver Lernprozess. Es war sehr interessant zu sehen, wie die Methoden der Graphen-Algorithmen adaptiert und erweitert werden müssen, um wirklich bessere Algorithmen für die Probleme zu bekommen, die wir untersucht haben."

Grenzen, Bedingungen, Erfolge
Hier war das Projekt sehr erfolgreich: Es gelang, mehrere seit den Neunzigerjahren bestehende Schranken für die Geschwindigkeit bestimmter Verifikationsalgorithmen zu durchbrechen, etwa im Bereich sogenannter "Markov Decision Processes". Das sind Modelle, die mehrere Auswahlmöglichkeiten und ein Zufallselement beinhalten. "Ein Beispiel ist die Entwicklung von Robotern", erklärt Chatterjee. "Ein Roboter interagiert mit einer Umgebung, in der es Unsicherheit gibt, und er hat Auswahlmöglichkeiten, kann etwa nach links oder rechts gehen. 'Markov Decision Processes' sind ein Modell dafür."

Für viele Anwendungen ist die Beantwortung der Frage zentral, welche Ereignisse in so einem Modell mit absoluter Sicherheit eintreten. "Der bisher effizienteste Algorithmus dafür war aus 1995 und hatte quadratische Komplexität", sagt Chatterjee. Damit ist gemeint, dass die Laufzeit des Algorithmus mit der Größe des untersuchten Systems quadratisch steigt ein doppelt so großes System braucht also die vierfache Laufzeit. "In unserem Projekt konnten wir diese Grenze mit Graph-algorithmischen Techniken überwinden."

Chatterjee ist mit dem Erfolg des Projekts sehr zufrieden. "Auch unsere beiden Studenten Sebastian Krinninger und Marthin Chmelik schlugen sich ausgezeichnet, beide erhielten Preise für ihre Dissertationen", sagt Chatterjee. Er betont, dass es sich trotz der Brisanz des Themas um ein reines Grundlagenprojekt handelte. "Unsere erste Arbeit war sehr theoretisch. Nun versuchen wir, Grenzen oder Bedingungen aufzuzeigen, wie schwierig es sein wird, unsere Algorithmen weiter zu verbessern. Auf der anderen Seite wollen wir sehen, wie sich diese Zugänge in der Praxis umsetzen lassen."

Zur Person
Krishnendu Chatterjee ist Professor am IST Austria (Institute for Science and Technology, in Klosterneuburg. Er interessiert sich besonders für die Verifikation von Computersystemen und Spieltheorie.
(IST Austria: Der Wissenschaftsfonds FWF: ra)

eingetragen: 23.01.17
Home & Newsletterlauf: 20.02.17


IST Austria: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.



Meldungen: Hintergrund

Täter im Internet als "Rosenheim Cops"

Prominente als Lockvögel für einen perfiden Liebesbetrug im Internet: Moderne Heiratsschwindler (sogenannte "Love Scammer") haben sich mit den Namen der Schauspieler Igor Jeftić und Dieter Fischer der beliebten ZDF-Vorabendserie "Rosenheim Cops" das Vertrauen älterer Menschen im Internet erschlichen und sie um ihr Geld betrogen.

Verletzung von Persönlichkeitsrechten

Immer mehr Menschen – insbesondere Frauen und Mädchen – werden Opfer von Deepfakes, täuschend echt wirkenden Bildern, Videos oder Tonaufnahmen. Diese werden beispielsweise zum Mobben, in Rachepornos oder zur Manipulation der öffentlichen Meinung eingesetzt. Mehr als 90 Prozent der Deepfakes sollen im Internet in den Bereichen Pornografie und Nacktheit auftauchen – die Opfer sind in aller Regel weiblich.

Gegen Quantencomputer-Bedrohungen wappnen

Am 14. April 2024 war World Quantum Day. Er ist eine Initiative von Quantenwissenschaftlern aus 65 Ländern. Ziel dieses Tages ist es, das öffentliche Bewusstsein und das Verständnis für Quantenwissenschaft und Quantentechnologie auf der ganzen Welt zu fördern. An diesem Tag ist es unerlässlich, die rasanten Fortschritte hervorzuheben, die wir im letzten Jahr im Quantenbereich erlebt haben und die uns aus der Welt der Wissenschaft in die Welt der Umsetzung geführt haben.

Lockbit: Dienstleister im Cybercrime-Umfeld

Als im Februar dieses Jahres die Meldung über die erfolgreiche Zerschlagung der Lockbit Ransomware-Gruppe um die Welt ging, schien es, als wäre den internationalen Ermittlungsbehörden ein entscheidender Schlag gegen die Cyberkriminalität gelungen.

Besuchen Sie SaaS-Magazin.de

SaaS, On demand, ASP, Cloud Computing, Outsourcing >>>

Kostenloser Newsletter

Werktäglich informiert mit IT SecCity.de, Compliance-Magazin.de und SaaS-Magazin.de. Mit einem Newsletter Zugriff auf drei Online-Magazine. Bestellen Sie hier

Fachartikel

Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

Ineffiziente Reaktionen auf E-Mail-Angriffe sorgen bei Unternehmen jedes Jahr für Milliardenverluste. Für viele Unternehmen ist das Auffinden, Identifizieren und Entfernen von E-Mail-Bedrohungen ein langsamer, manueller und ressourcenaufwendiger Prozess. Infolgedessen haben Angriffe oft Zeit, sich im Unternehmen zu verbreiten und weitere Schäden zu verursachen. Laut Verizon dauert es bei den meisten Phishing-Kampagnen nur 16 Minuten, bis jemand auf einen bösartigen Link klickt. Bei einer manuellen Reaktion auf einen Vorfall benötigen Unternehmen jedoch circa dreieinhalb Stunden, bis sie reagieren. In vielen Fällen hat sich zu diesem Zeitpunkt der Angriff bereits weiter ausgebreitet, was zusätzliche Untersuchungen und Gegenmaßnahmen erfordert.

Zertifikat ist allerdings nicht gleich Zertifikat

Für Hunderte von Jahren war die Originalunterschrift so etwas wie der De-facto-Standard um unterschiedlichste Vertragsdokumente und Vereinbarungen aller Art rechtskräftig zu unterzeichnen. Vor inzwischen mehr als einem Jahrzehnt verlagerten sich immer mehr Geschäftstätigkeiten und mit ihnen die zugehörigen Prozesse ins Internet. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mit dem Zeitalter der digitalen Transformation beginnen handgeschriebene Unterschriften auf papierbasierten Dokumenten zunehmend zu verschwinden und digitale Signaturen werden weltweit mehr und mehr akzeptiert.

Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

Diese Webseite verwendet Cookies - Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Anzeigen zu personalisieren, Funktionen für soziale Medien anbieten zu können und die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren. Außerdem geben wir Informationen zu Ihrer Verwendung unserer Website an unsere Partner für soziale Medien, Werbung und Analysen weiter. Unsere Partner führen diese Informationen möglicherweise mit weiteren Daten zusammen, die Sie ihnen bereitgestellt haben oder die sie im Rahmen Ihrer Nutzung der Dienste gesammelt haben. Mit dem Klick auf „Erlauben“erklären Sie sich damit einverstanden. Weiterführende Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.