Q-Day naht: Post-Quantum-Kryptographie

Quantencomputer werden in nicht allzu ferner Zukunft in der Lage sein, gängige Verschlüsselungsmethoden auszuhebeln

Cyberkriminelle sammeln und archivieren schon heute verschlüsselte Daten, um sie später zu knacken, wenn die Quanten-Technik verfügbar ist



Von Dr. Francis Gaffney, Senior Director of Threat Intelligence bei Mimecast

Quantum Computing verspricht eine nie dagewesene Rechenleistung und wird ein neues Zeitalter der Informationsverarbeitung einläuten, so viel ist sicher. Doch dieser bahnbrechende technologische Fortschritt bringt nicht nur Vorteile mit sich. Er birgt auch ernstzunehmende Risiken für die Datensicherheit: Bereits jetzt greifen Cyberkriminelle Unmengen an Daten ab, die sie momentan noch nicht entschlüsseln können – und warten damit still und heimlich auf den Q-Day. Denn Quantenrechner können zukünftig einen Großteil der derzeit standardmäßig genutzten Public-Key-Kryptographieverfahren umgehen.

Die Zeit, sich vorzubereiten, ist jetzt

Der sogenannte ‚Q-Day‘ markiert den Zeitpunkt, ab dem Quantenrechner auf einer breiteren Ebene zur Verfügung stehen werden. Die Warnungen von Cybersecurity-Experten bezüglich der Sicherheitsrisiken, die mit dem Q-Day einhergehen, stoßen bei den IT-Sicherheitsverantwortlichen vieler Unternehmen noch auf taube Ohren. Viel zu bequem ist die Ausflucht, dass dieser verhängnisvolle Tag erst in einigen Jahren eintreffen werde. Noch seien verschlüsselte Daten doch sicher – oder? Ja und nein.

Wie unter anderem die Spezialisten bei Mimecast bestätigen, sammeln und archivieren Cyberkriminelle schon heute verschlüsselte Daten, um sie später zu knacken, wenn die Quanten-Technik verfügbar ist. Und dieser Zeitpunkt könnte früher kommen, als zunächst angenommen: Anfang Juli diesen Jahres veröffentlichte das National Institute of Standards and Technology (NIST) die ersten vier Kandidaten für die nächste Runde ihres Bestrebens, Post-Quantum-Kryptographie (PQC) zu standardisieren. Zwei kurz vor der Standardisierung stehende Verfahren konnten indes kürzlich durch Quantencomputer geknackt werden – ein weiteres klares Zeichen für den Ernst der Lage. Unternehmen müssen daher so schnell wie möglich damit beginnen, eine Strategie für den PQC-Übergang zu entwickeln, um sensible Kunden- und Geschäftsdaten auch zukünftig sicher zu wissen.

Ein Fahrplan, um dem Q-Day zuversichtlich entgegenzublicken

Während das NIST weiter am Standardisierungsprozess der Post-Quantum-Kryptographie arbeitet, haben die Experten bei Mimecast einige Punkte zusammengetragen, anhand derer sich Unternehmen auf den Q-Day und die Implementierung von PQC vorbereiten können:

>> Unternehmen sollten eine Bestandsaufnahme der sensibelsten und kritischsten Datensätze machen, die über einen längeren Zeitraum gesichert werden müssen. Diese Analyse dient auch zur Ermittlung, welche Daten jetzt schon gefährdet sind und entschlüsselt werden können, sobald ein kryptografisch relevanter Quantencomputer verfügbar ist.

>> Unternehmen sollten alle Systeme ermitteln, die kryptografische Technologien für jegliche Funktionen nutzen, um einen reibungslosen Übergang zu Post-Quantum-Technologien zu ermöglichen.

>> IT-Sicherheitsbeauftragte sollten Beschaffungs-, Cybersecurity- und Datensicherheitsstandards protokollieren, die aktualisiert werden müssen, um den Post-Quantum-Anforderungen gerecht zu werden.

>> Anhand dieser Bestandsaufnahmen können die Unternehmen feststellen, wo und zu welchem Zweck Public-Key-Kryptographie verwendet wird und diese Systeme als ‚Quantum-anfällig‘ kennzeichnen.

Den Anfang machen

Automatisierter Cybersicherheit steht immer auch automatisierte Cyberkriminalität entgegen. Um in diesem Wettlauf überhaupt eine Chance zu haben, ist eine Priorisierung der Quantum-anfälligen Systeme für einen PQC-Übergang zwingend erforderlich. Diese hängt freilich für jedes Unternehmen individuell von unterschiedlichen Faktoren ab. Verantwortliche sollten sich Fragen stellen wie:

>> Was genau schützt dieses System, und wie lange müssen die Daten geschützt bleiben?

>> Mit welchen anderen Systemen kommuniziert es?

>> In welchem Umfang gibt das System Informationen an externe Stellen außerhalb der eigenen Organisation weiter?

Anhand der Bestandsaufnahme und der Priorisierung sollten die Unternehmen eine Strategie für die Systemumstellung nach der Veröffentlichung der neuen Post-Quantum-Kryptostandards entwickeln.

Der richtige Zeitpunkt, um damit zu beginnen, ist jetzt. Der Q-Day mag noch einige Jahre entfernt sein – dennoch haben Cyberkriminelle schon längst damit begonnen, verschlüsselte Daten zu horten, um sie später zu dechiffrieren. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass Unternehmen schnellstmöglich einen Plan aufstellen müssen, um ihre vertraulichen Daten weiter schützen zu können. Dazu gehört, bereit für eine Umstellung zu sein, sobald das NIST PQC-Standards herausgibt. Auch hier gilt es wieder, den Kriminellen nicht den Vorsprung zu lassen, den sie sich gerade zu erarbeiten versuchen. (Mimecast: ra)

eingetragen: 16.08.22
Newsletterlauf: 23.09.22

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Meldungen: Tipps & Hinweise

Narrative Angriffe besser kommen sehen

Die Gefahr ist diffus und schwer greifbar: Während sich Unternehmen zunehmend in der komplexen Landschaft von Cyberangriffen zurechtfinden müssen, erweisen sich narrative Angriffe zusätzlich als besonders heimtückische Form, mit der Cyberkriminelle auch Unternehmen in Bedrängnis bringen können. Indem sie Fehlinformation streuen oder die Öffentlichkeit manipulieren und spalten, können diese Angriffe der Reputation und den Finanzen eines Unternehmens erheblichen Schaden zufügen.

Vorherrschaft im Ransomware-Bereich

Die Welt der Cyberkriminellen steht niemals still. Ein ständiger Wandel bringt regelmäßig neue Akteure hervor, die durch immer ausgefeiltere Technologien und Taktiken auffallen. Besonders dynamisch ist die Ransomware-Szene, in der verschiedene Gruppen miteinander im Wettbewerb um Affiliates (also kriminelle "Subunternehmer", welche ihre Erpressungs-Tools und -Dienste einsetzen) und die attraktivsten Angriffsziele stehen.

Wichtige Bereiche für die Zugriffskontrolle

Zugriffs-Zertifizierung beschreibt die unabhängige Prüfung der Zugriffsrechte durch einen Auditor. Dieser untersucht, ob die den Benutzern gewährten Rechte wirklich notwendig sind. Ein gründlicher Prozess zur Zertifizierung des Benutzerzugriffs stellt sicher, dass die digitale Identität jedes Mitarbeiters nur die Berechtigungen hat, welche für die Erfüllung seiner Aufgaben nötig sind.

Schwachstellen in Software gibt es jede Menge

Neue Schwachstellen schnellstmöglich zu schließen, ist eine zentrale Aufgabe für IT-Sicherheitsverantwortliche. Professionelle Hacker sind schnell über Lücken informiert und führen oft innerhalb von 24 Stunden Angriffe aus, um über diese neuen Einfallstore ins Unternehmensnetzwerk zu gelangen.

Meldungen: Hintergrund

Täter im Internet als "Rosenheim Cops"

Prominente als Lockvögel für einen perfiden Liebesbetrug im Internet: Moderne Heiratsschwindler (sogenannte "Love Scammer") haben sich mit den Namen der Schauspieler Igor Jeftić und Dieter Fischer der beliebten ZDF-Vorabendserie "Rosenheim Cops" das Vertrauen älterer Menschen im Internet erschlichen und sie um ihr Geld betrogen.

Verletzung von Persönlichkeitsrechten

Immer mehr Menschen – insbesondere Frauen und Mädchen – werden Opfer von Deepfakes, täuschend echt wirkenden Bildern, Videos oder Tonaufnahmen. Diese werden beispielsweise zum Mobben, in Rachepornos oder zur Manipulation der öffentlichen Meinung eingesetzt. Mehr als 90 Prozent der Deepfakes sollen im Internet in den Bereichen Pornografie und Nacktheit auftauchen – die Opfer sind in aller Regel weiblich.

Gegen Quantencomputer-Bedrohungen wappnen

Am 14. April 2024 war World Quantum Day. Er ist eine Initiative von Quantenwissenschaftlern aus 65 Ländern. Ziel dieses Tages ist es, das öffentliche Bewusstsein und das Verständnis für Quantenwissenschaft und Quantentechnologie auf der ganzen Welt zu fördern. An diesem Tag ist es unerlässlich, die rasanten Fortschritte hervorzuheben, die wir im letzten Jahr im Quantenbereich erlebt haben und die uns aus der Welt der Wissenschaft in die Welt der Umsetzung geführt haben.

Lockbit: Dienstleister im Cybercrime-Umfeld

Als im Februar dieses Jahres die Meldung über die erfolgreiche Zerschlagung der Lockbit Ransomware-Gruppe um die Welt ging, schien es, als wäre den internationalen Ermittlungsbehörden ein entscheidender Schlag gegen die Cyberkriminalität gelungen.

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Fachartikel

Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

Ineffiziente Reaktionen auf E-Mail-Angriffe sorgen bei Unternehmen jedes Jahr für Milliardenverluste. Für viele Unternehmen ist das Auffinden, Identifizieren und Entfernen von E-Mail-Bedrohungen ein langsamer, manueller und ressourcenaufwendiger Prozess. Infolgedessen haben Angriffe oft Zeit, sich im Unternehmen zu verbreiten und weitere Schäden zu verursachen. Laut Verizon dauert es bei den meisten Phishing-Kampagnen nur 16 Minuten, bis jemand auf einen bösartigen Link klickt. Bei einer manuellen Reaktion auf einen Vorfall benötigen Unternehmen jedoch circa dreieinhalb Stunden, bis sie reagieren. In vielen Fällen hat sich zu diesem Zeitpunkt der Angriff bereits weiter ausgebreitet, was zusätzliche Untersuchungen und Gegenmaßnahmen erfordert.

Zertifikat ist allerdings nicht gleich Zertifikat

Für Hunderte von Jahren war die Originalunterschrift so etwas wie der De-facto-Standard um unterschiedlichste Vertragsdokumente und Vereinbarungen aller Art rechtskräftig zu unterzeichnen. Vor inzwischen mehr als einem Jahrzehnt verlagerten sich immer mehr Geschäftstätigkeiten und mit ihnen die zugehörigen Prozesse ins Internet. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mit dem Zeitalter der digitalen Transformation beginnen handgeschriebene Unterschriften auf papierbasierten Dokumenten zunehmend zu verschwinden und digitale Signaturen werden weltweit mehr und mehr akzeptiert.

Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

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