Schutz vor Cyber Warfare

Wenn Cybersecurity-Automatisierung weniger verbreitet ist als die Cyberversicherung

Die Notwendigkeit einer automatischen Erkennung von Sicherheitsrisiken, die die Reaktionszeit auf Infiltrationen und Cyber-Angriffe verkürzen würde, scheint weniger wichtig zu sein als der Abschluss einer Cyber-Versicherung



Mirko Bulles, Director Technical Account Management EMEA/APAC bei Armis

Seit den Ursprüngen der Cybersicherheit besteht ein ständiger Henne- und Ei-Konflikt zwischen Compliance und Cybersicherheit. Es geht in dieser Auseinandersetzung wiederkehrend darum, wer zuerst und mehr Aufmerksamkeit erhält. Die meisten Unternehmen neigen dazu, erst dann zu handeln, wenn sie Opfer eines Sicherheitsverstoßes durch Cyberkriminelle wurden. Andere reagieren erst dann, wenn Geldstrafen aufgrund von Compliance-Verstößen ihre Geschäftsentwicklung bedrohen. In Wirklichkeit sind beide Bereiche miteinander verbunden und oft ist die Einhaltung von Vorschriften erforderlich, um die Bemühungen im Bereich der Cybersicherheit zu unterstützen.

Gleichzeitig wird mehr Budget benötigt, um mit der sich ständig wandelnden Cyber-Bedrohungslandschaft und dem zunehmenden IT-Sprawl, also der unüberschaubaren Einführung von immer mehr IT-Geräten, -Komponenten, Software und Schnittstellen Schritt zu halten. Letztendlich ist es doch eine Mischung aus Menschen, Prozessen und Technologien (PPT), die Unternehmen vor Cyberangriffen schützt, nicht die bloße Einhaltung von Vorschriften. Noch schlimmer ist, dass die meisten Unternehmen im Bereich kritischer Infrastrukturen wie Transport, Gesundheitswesen, Lebensmittel und Energie nicht nur von Cyberkriminellen bedroht sind, sondern auch von nationalstaatlichen oder zumindest von ihnen unterstützten Akteuren.

Trotz des Risikos ständiger Cyberangriffe und der täglich zunehmenden Bedrohungen steuern viele IT- und OT-Sicherheitsexperten in DACH ihre Sicherheitstools bis zu einem gewissen Grad manuell. Die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage des Marktforschungsunternehmens Censuswide unter 651 IT-Sicherheitsexperten in der DACH-Region zeigen, dass weniger als die Hälfte der Unternehmen über eine automatisierte IT-Sicherheitssoftware zur Erkennung von APTs verfügen, die als die gefährlichsten Gruppen identifiziert wurden und oft von staatlichen Akteuren unterstützt werden. Im Gegenteil, 43 Prozent dieser Unternehmen suchen manuell nach verdächtigem Verhalten durch vordefinierte Warnungen. Der Grund dafür könnte ein Mangel an finanziellen Mitteln sein, aber es mutet seltsam an, dass in der Befragung mehr als 66 Prozent der Befragten angaben, dass ihre Unternehmen über eine Cyber-Versicherung verfügen, von denen jedoch nur 51 Prozent eine Cyber-Versicherung gegen Sicherheitsvorfälle haben, die von Bedrohungsakteuren wie APT-Gruppen verursacht wurden oder aber als Cyber-Warfare betrachtet werden könnten.

Die Notwendigkeit einer automatischen Erkennung von Sicherheitsrisiken, die die Reaktionszeit auf Infiltrationen und Cyber-Angriffe verkürzen würde, scheint weniger wichtig zu sein als der Abschluss einer Cyber-Versicherung. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass die Deckung potenzieller Schäden wichtiger zu sein scheint als die Schadensvermeidung zuvor. Diese Schlussfolgerung passt auch zu dem eingangs erwähnten Bild des Konflikts zwischen Cybersicherheit und Compliance. Die Mehrheit der befragten Experten gab an, dass sie derzeit dabei sind, zusätzliche technische und organisatorische Maßnahmen zu ergreifen, um im Falle von KRITIS-Betreibern mit den neuesten Vorschriften wie dem IT-Sicherheitsgesetz 2.0 oder im Falle von Krankenhäusern für B3S konform zu sein.

Das Problem bleibt jedoch bestehen: Man kann nur das schützen, was man auch sehen kann. Solange es darum geht, ein potenzielles Chaos zu bereinigen und den Strafverfolgungsbehörden zu zeigen, dass das Unternehmen die Vorschriften eingehalten hat, werden diese Themen nicht angegangen werden. Führungskräfte müssen verstehen, dass die Einhaltung von Vorschriften und der Abschluss von Cyberversicherungen nicht vor einem Sicherheitsvorfall schützen, sondern dass es die Fähigkeiten von Menschen, funktionierende Prozesse und innovative Technologien bedarf, um das Unternehmen vor Cyberangriffen zu schützen. Transparenz ist der Schlüssel zum Schutz der verschiedenen IT-, OT-, IoT- und IomT-Umgebungen. Zu wissen - um welche Assets es sich handelt, wie viele es sind, wo sie sich befinden, wie sie sich verhalten, wie wichtig sie sind und ob sie in irgendeiner Weise verwundbar sind - das alles sind Fragen, auf die letztlich alle Organisationen Antworten finden müssen, insbesondere in diesen Zeiten der Unsicherheit.(Armis: ra)

eingetragen: 05.01.23
Newsletterlauf: 21.02.23

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Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

Ineffiziente Reaktionen auf E-Mail-Angriffe sorgen bei Unternehmen jedes Jahr für Milliardenverluste. Für viele Unternehmen ist das Auffinden, Identifizieren und Entfernen von E-Mail-Bedrohungen ein langsamer, manueller und ressourcenaufwendiger Prozess. Infolgedessen haben Angriffe oft Zeit, sich im Unternehmen zu verbreiten und weitere Schäden zu verursachen. Laut Verizon dauert es bei den meisten Phishing-Kampagnen nur 16 Minuten, bis jemand auf einen bösartigen Link klickt. Bei einer manuellen Reaktion auf einen Vorfall benötigen Unternehmen jedoch circa dreieinhalb Stunden, bis sie reagieren. In vielen Fällen hat sich zu diesem Zeitpunkt der Angriff bereits weiter ausgebreitet, was zusätzliche Untersuchungen und Gegenmaßnahmen erfordert.

Zertifikat ist allerdings nicht gleich Zertifikat

Für Hunderte von Jahren war die Originalunterschrift so etwas wie der De-facto-Standard um unterschiedlichste Vertragsdokumente und Vereinbarungen aller Art rechtskräftig zu unterzeichnen. Vor inzwischen mehr als einem Jahrzehnt verlagerten sich immer mehr Geschäftstätigkeiten und mit ihnen die zugehörigen Prozesse ins Internet. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mit dem Zeitalter der digitalen Transformation beginnen handgeschriebene Unterschriften auf papierbasierten Dokumenten zunehmend zu verschwinden und digitale Signaturen werden weltweit mehr und mehr akzeptiert.

Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

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