Verschlüsselungstrojaner & Schadsoftware


Bei Hackerangriff, OP verschoben Wie sicher sind Krankenhäuser und Patientendaten wirklich? (Teil 1)
Kommunikation über mobile Endgeräte, die elektronische Kommunikation mit Patienten und ausgesprochen heterogene Umgebungen erschweren einen richtlinienkonformen Datenzugriff und Datenschutz

Von David Lin, Varonis

(14.04.16) - In den letzten Monaten schafften es Krankenhäuser zunehmend mit Datenschutz- und Sicherheitsvorfällen Schlagzeilen zu machen. Ein Beispiel sind Verschlüsselungstrojaner. Wie zuletzt in einem Krankenhaus in Los Angeles hatten auch die Mitarbeiter im Lukaskrankenhaus in Neuss auf ihren Rechnern eine Schadsoftware entdeckt. Sie soll über eine E-Mail mit dem Betreff "Rechnung" ins Netzwerk gelangt sein. Der Virus war zunächst nicht ganz einfach in den Griff zu bekommen, weil er etwa stündlich seinen Code änderte. Da das System komplett heruntergefahren werden musste, waren die Mitarbeiter fast eine Woche lang gezwungen über Stift, Fax und Papier zu kommunizieren. Zusätzlich konnten etwa 15 Prozent aller Operationen in der 540-Betten-Klinik nicht stattfinden. Die Versorgung der Patienten sei aber nicht gefährdet gewesen, bestätigte die Klinik-Sprecherin.

Kurz danach erwischte es laut Aussagen des LKA ein weiteres Krankenhaus im nordrhein-westfälischen Arnsberg. In beiden Fällen handelte es sich, wie man jetzt weiß, allerdings nicht um gezielte Attacken, sondern um die Folgen einer breiter gestreuten Erpressungskampagne (Ransomware). Auch in diesem Fall hatte es die Malware über einen verseuchten Anhang ins Innere des Systems geschafft.

Neu ist das nicht und spektakuläre Szenarien sind inzwischen nicht nur vorstellbar, sondern real. 2012 in einem Krankenhaus in Linz: Zwei schwer verletzte Patienten hatten sich im Internet die Codes für ihre selbst bedienbaren Schmerzmittelpumpen besorgt und eine Überdosis verabreicht. Im selben Jahr hatte übrigens der Hacker Barnaby Jack auf der Münchner IT-Defense demonstriert wie sich die Fernsteuerung einer Insulinpumpe manipulieren lässt.

Vertraulich und verletzlich: Beispiel Patientendaten
Ein Beispiel für besonders sensible Daten sind Gesundheitsdaten wie beispielsweise digitale Patienteninformationen. Neben den eigentlichen medizinischen Datenverwaltungssystemen kommen noch die Netzwerke, Server und Speicher dazu, die Gesundheitsdienstleister und deren Partner berücksichtigen müssen. Die Kommunikation über mobile Endgeräte, die elektronische Kommunikation mit Patienten und ausgesprochen heterogene Umgebungen erschweren einen richtlinienkonformen Datenzugriff und Datenschutz.

HIPAA hier?
Der Health Insurance Portability and Accountability Act (kurz: HIPAA) ist wie die deutschen Äquivalente und Regelungen des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) relativ abstrakt formuliert, bezieht sich aber auf konkret auf einzelne Bereiche im Gesundheitswesen zum Beispiel auf den Umgang mit elektronischen Patientendaten.

Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang die 2013 eingeführte "Omnibus Rule". Sie bindet auch Drittunternehmen, wie beispielsweise die Anbieter von Cloud-Lösungen an HIPAA, falls sie an irgendeiner Stelle mit Gesundheitsdaten in Berührung kommen.

Neben dem BDSG bilden unterschiedliche Gesetzestexte die Sicherheitsforderungen für Patientendaten ab, darunter auch ländergetriebene wie das Gesundheitsdatenschutzgesetz in Nordrhein-Westfalen. Die Fülle ist für einzelne Akteure oftmals kaum mehr zu durchschauen. HIPAA ist in den USA - und im Gegensatz zum deutschen Modell - für sämtliche Einrichtungen gültig, die mit Patientendaten in Berührung kommen. Dies und die strikten Regeln machen HIPAA auch hierzulande interessant, wenn es um Datenzugriff und Compliance-Management geht.

PHI-Daten: Datenschutzverstöße im Gesundheitswesen

Verizons Data Breach Investigation Report 2015
Ende des letzten Jahres veröffentlichte Verizon einen neuen DBIR, der sich insbesondere mit den gefährdeten Daten im Gesundheitswesen beschäftigt. Der Report konzentriert sich auf die sogenannte "Protected Health Information" (PHI), was in den Regularien von HIPAA den PII-Informationen entspricht, also den persönlichen Daten, die sich eindeutig auf eine Person zurückführen lassen. Da HIPAA vergleichsweise abstrakt formuliert ist, hat das bei der konkreten Umsetzung bereits zu Problemen geführt. Deshalb haben sich US-Behörden unter anderem dazu entschieden eine Liste mit 18 solcher Merkmale zu veröffentlichen.

Dazu gehören IP-Adressen, biometrische Daten, Daten zur Gesichtserkennung und sämtliche medizinischen Daten.

Auch die neue EU-Datenschutzgrundverordnung berücksichtigt solche Daten und legt ihren besonderen Schutz fest. Unter anderem dadurch, dass Unternehmen und Institutionen immer dann einen Datenschutzbeauftragten brauchen, wenn die "umfangreiche regelmäßige und systematische Beobachtung von betroffenen Personen" oder die "umfangreiche Verarbeitung besonderer Kategorien von Daten" die rassische und ethnische Herkunft, politische Meinungen, religiöse oder weltanschauliche Überzeugungen, biometrische Daten, Informationen über Gesundheit, Sexualleben und sexuelle Ausrichtung betreffen zur Kerntätigkeit eines Unternehmens gehört". Dies besagt Artikel 35. Und: Institutionen im Gesundheitswesen fallen unter das IT-Sicherheitsgesetz für kritische Infrastrukturen, das im Juni 2015 verabschiedet wurde.

Gefährdungspotenziale nicht nur bei medizinischen Berichten
Doch zurück zur Analyse von Verizon. Der erste interessante Punkt der Analyse: Es gibt Unmengen von PHI-Daten, die seit 1994 offengelegt wurden. Und zwar selbst dann, wenn die entsprechende Institution oder das entsprechende Unternehmen zu den "covered entities" gehörte. Also den Organisationen, die laut HIPAA für die Diskretion, Integrität und Verfügbarkeit aller elektronisch geschützten Gesundheitsinformationen, die sie erstellen, erhalten, verwalten oder übertragen, zu sorgen haben. HIPAA-Richtlinen gelten direkt nur für Institutionen des Gesundheitswesens und deren Geschäftspartner. PHI-Daten werden aber praktisch überall gesammelt. Jedes Unternehmen, das irgendwelche medizinischen Daten erhebt und speichert, speichert damit auch PHI-Informationen beispielsweise im Rahmen von Plänen zur Gesundheitsvorsorge oder im Rahmen von Versicherungen.

Dazu kommt, dass Anbieter und staatliche Institutionen bestimmte medizinische Daten ganz legal verkaufen können. (Varonis: ra)

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Meldungen: Hintergrund

Eine neue Ära der Unternehmensverantwortung bricht an

Das Rätselraten um die Veröffentlichung der US-amerikanischen Cyber-Sicherheitsstrategie ist beendet: Am 02. März hat die Biden-Harris-Regierung ihr 39 Seiten umfassendes Papier vorgestellt. Darin geht es unter anderem um die Rolle der großen Technologieunternehmen bei der Verhinderung von Cyber-Angriffen auf US-amerikanische Bürger, Organisationen und Territorien.

Ehrenkodex im Darknet?

Zwischen 2020 und 2022 wurden im Darknet mehr als eine Million Nachrichten zu Vermittler- beziehungsweise Treuhanddiensten gepostet. Laut einer aktuellen Kaspersky-Analyse unterstützen Treuhänder als Drittvermittler Cyberkriminelle, die Daten und Dienstleistungen kaufen, verkaufen oder eine Partnerschaft eingehen möchten. Sie sollen die Erfüllung von Vereinbarungen kontrollieren und das Betrugsrisiko verringern.

Richtlinien zur Stärkung der Cybersecurity

Die US-Regierung hat am 2. März 2022 neue Richtlinien zur Stärkung der Cybersecurity vorgestellt. Ziel der National Cybersecurity Strategy ist es, die Software Supply Chain sicherer zu machen und Anwendungen und Systeme vor Angriffen und Ransomware-Attacken zu schützen. Das hat auch Auswirkungen auf Softwareanbieter und ihren Umgang mit Open Source Software(OSS)-Komponenten im Rahmen der Softwarenentwicklung.

Revolution der Ransomware-"Branche"?

Trend Micro veröffentlichte eine neue Studie, die sich mit den zu erwartenden Veränderungen im Bereich Ransomware beschäftigt. Darin warnen die Bedrohungsexperten vor einer möglichen Revolution der Ransomware-"Branche": Cyberkriminelle expandieren in andere illegale Geschäftsmodelle und schließen sich mit staatlichen Akteuren oder dem organisierten Verbrechen zusammen.

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Fachartikel

Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

Ineffiziente Reaktionen auf E-Mail-Angriffe sorgen bei Unternehmen jedes Jahr für Milliardenverluste. Für viele Unternehmen ist das Auffinden, Identifizieren und Entfernen von E-Mail-Bedrohungen ein langsamer, manueller und ressourcenaufwendiger Prozess. Infolgedessen haben Angriffe oft Zeit, sich im Unternehmen zu verbreiten und weitere Schäden zu verursachen. Laut Verizon dauert es bei den meisten Phishing-Kampagnen nur 16 Minuten, bis jemand auf einen bösartigen Link klickt. Bei einer manuellen Reaktion auf einen Vorfall benötigen Unternehmen jedoch circa dreieinhalb Stunden, bis sie reagieren. In vielen Fällen hat sich zu diesem Zeitpunkt der Angriff bereits weiter ausgebreitet, was zusätzliche Untersuchungen und Gegenmaßnahmen erfordert.

Zertifikat ist allerdings nicht gleich Zertifikat

Für Hunderte von Jahren war die Originalunterschrift so etwas wie der De-facto-Standard um unterschiedlichste Vertragsdokumente und Vereinbarungen aller Art rechtskräftig zu unterzeichnen. Vor inzwischen mehr als einem Jahrzehnt verlagerten sich immer mehr Geschäftstätigkeiten und mit ihnen die zugehörigen Prozesse ins Internet. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mit dem Zeitalter der digitalen Transformation beginnen handgeschriebene Unterschriften auf papierbasierten Dokumenten zunehmend zu verschwinden und digitale Signaturen werden weltweit mehr und mehr akzeptiert.

Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

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