Was ist von der neuen NIS-Richtlinie zu erwarten?
Mängel der NIS-Richtlinie – warum ist eine Überarbeitung notwendig?
Das Gesetz zur Umsetzung der europäischen Richtlinie zur Gewährleistung einer hohen Netzwerk- und Informationssicherheit (NIS-Richtlinie) wurde am 29.06.2017 verkündet
Die NIS-Richtlinie enthält rechtliche Anforderungen, um das allgemeine Niveau der Cybersicherheit in der gesamten EU zu erhöhen. Unternehmen, die der NIS-Richtlinie unterliegen, müssen zahlreiche Verpflichtungen erfüllen. So müssen sie zum Beispiel Sicherheitsvorfälle an die von ihnen benannten zuständigen Behörden innerhalb bestimmter Zeiträume melden. Gemeinsames Ziel ist, Informationssysteme und kritische Infrastrukturen (KRITIS) noch besser zu schützen. Jeder EU-Mitgliedstaat hatte bis Mai 2018 Zeit, die Richtlinie in nationales Recht umzusetzen. Dies geschah in den einzelnen Staaten jedoch sehr unterschiedlich. Diese Tatsache sowie die rasante digitale Entwicklung mit immer neuen Cybersicherheitsbedrohungen machen es nötig, dass die Richtlinie aktuell einer gründlichen Überprüfung unterzogen wird. Rayna Stamboliyska, VP Governance and Public Affairs bei YesWeHack, hat beratend am Revisionsprozess teilgenommen und gibt nachfolgend einen Ausblick, welche Neuerungen bei der neuen NIS-Richtlinie zu erwarten sein dürften.
Für die Revision, die Anfang 2020 startete, hat die Kommission unterschiedliche Experten und Interessensvertreter an einen Tisch eingeladen, darunter die zuständigen Behörden der Mitgliedstaaten, Gewerkschaftsgremien, die sich mit der Cybersicherheit befassen, sowie ausgewählte Organisationen und Unternehmen.
Als Vertreter der Interessen von Cybersicherheit in Unternehmen wurde auch YesWeHack eingeladen, sich am Revisionsprozess zu beteiligen.
Am Freitag, den 2. Oktober 2020, endete der öffentliche Teil der Konsultation. Die neuen Maßnahmen sollen im Laufe des Oktobers formuliert und spätestens Anfang 2021 verabschiedet werden.
Was ist von der neuen NIS-Richtlinie zu erwarten?
>> Inkonsistenzen in den Mitgliedstaaten sollen besser verhindert werden
Unternehmen, die Tochterfirmen in verschiedenen Mitgliedstaaten der EU haben, stoßen oft an ihre Grenzen, wenn es darum geht, die NIS-Richtlinie in Übereinstimmung mit den nationalen Gesetzgebungen des jeweiligen Mitgliedstaates umzusetzen. Denn diese sind sehr unterschiedlich, manchmal sogar widersprüchlich. Durch die Einführung von Verhaltenskodizes, die wenig bis keinen Spielraum für Interpretationen lassen, soll sichergestellt werden, dass solche Inkonsistenzen nicht mehr auftreten.
>> Behebung offensichtlicher Mängel in der Informationspolitik
Ein solcher Mangel ist beispielsweise die strikte Geheimhaltung in den EU-Mitgliedstaaten darüber, welche Organisationen unverzichtbare Leistungen für das Gemeinwohl erbringen und somit als "Operators of Essential Services" (OES) definiert werden. Natürlich birgt die öffentliche Bekanntgabe der OES vom Sicherheitsstandpunkt aus Risiken. Für eine OES in Frankreich ist es jedoch ein Problem, nicht zu wissen, ob ihre Pendants in anderen Mitgliedstaaten auch OES sind (man denke etwa an Flughäfen). Dies trägt dazu bei, dass die Cybersicherheitsbemühungen innerhalb des digitalen Binnenmarktes immer kleinteiliger und komplizierter werden.
>> Ausweitung des Geltungsbereichs auf andere Sektoren und Dienste, die derzeit nicht abgedeckt sind
In der NIS-Richtlinie werden wirtschaftliche Kernsektoren identifiziert, innerhalb derer Organisationen als OES oder Digital Service Providers (DSP) definiert werden. Diese Kernsektoren sind Energie (Elektrizität, Öl, Gas), Verkehr (Luft, Schiene, Wasser, Straße), Bankwesen, Finanzmarktinfrastrukturen, Gesundheitssektor (Krankenhäuser, Privatkliniken), Trinkwasserversorgung und -verteilung sowie digitale Infrastruktur. Während der Diskussionen zur Richtlinien-Revision wurden 17 zusätzliche Subsektoren, zum Beispiel aus dem Gesundheitssektor identifiziert. Aktuell ist dieser aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie definitiv ein kritisches Angriffsziel für Cyberkriminelle. Der Angriff auf das Uniklinikum Düsseldorf hat dies gezeigt. Eine Ausweitung auf andere Sektoren ist daher dringend notwendig. (YesWeHack: ra)
eingetragen: 10.10.20
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