Cyber-Resilienz als Reaktion auf Situation in der Ukraine

Bereits 2017 setzte Russland eine Malware namens NotPetya ein, die sich gegen ukrainische Flughäfen, Eisenbahnstrecken und Banken richtete

Cybersicherheit immer nur so gut wie diejenigen, die sie überwachen, die Protokolle überprüfen und proaktiv nach Bedrohungen suchen



81 Prozent der Deutschen halten eigene Daten im Netz für unsicher und über die Hälfte der Befragten, 56 Prozent, kommen im Netz mit Fake News in Kontakt. Das konstatiert eine soeben veröffentlichte Umfrage des Branchenverbands bitkom zu den Folgen des Ukraine-Krieges. Demnach sind die Folgen auch in Deutschland deutlich zu spüren, und es herrscht eine große Angst vor einer digitalen Eskalation (75 Prozent).

Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, für die mehr als 1.000 Personen ab 16 Jahren im März dieses Jahres telefonisch befragt wurden. "Von den kritischen Infrastrukturen bis zu den PCs und Smartphones in den Haushalten müssen wir Deutschland widerstandsfähiger gegenüber Angriffen von außen machen", lässt sich Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder zitieren.

"Um sich künftig vor Cyberangriffen oder -kriegen zu schützen, setzt ein Großteil der Bevölkerung auf gezielte Vorbereitungen und entsprechend höhere Investitionen. 76 Prozent fordern, der Staat solle zusätzliche Wirtschaftssanktionen für den Angriffsfall in der Hinterhand haben. Rund sieben von zehn Befragten (72 Prozent) fordern Investitionen in die Sicherheit kritischer Infrastruktur, also etwa in den Schutz von Krankenhäusern oder Strom- und Wassernetzbetreibern. 67 Prozent wollen Investitionen in Cyberabwehr-Einheiten der Bundeswehr forcieren, 65 Prozent wünschen sich den Aufbau eines digitalen Katastrophenschutzes und knapp sechs von zehn Personen (57 Prozent) sind der Meinung, es brauche Notfallschulungen der Bevölkerung zu digitalen Abwehrmaßnahmen. Lediglich 3 Prozent finden, Deutschland solle sich nicht auf Cyberangriffe oder einen Cyberkrieg vorbereiten."

Dazu ein Kommentar von Etay Maor, Cato Networks:

"Vor nicht allzu langer Zeit forderte das National Cyber Security Centre (NCSC) des Vereinigten Königreichs britische Unternehmen auf, "ihre Cyber-Resilienz als Reaktion auf die Situation in der Ukraine zu stärken". Kurz darauf folgte ein Aufruf an "Unternehmen im Vereinigten Königreich, ihre Online-Abwehr zu intensivieren", indem sie eine Reihe von "Maßnahmen ergreifen, angesichts wachsender Cyberbedrohungen". Ähnliche Weisungen veröffentlichte auch das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie, BSI, bereits am 2. März dieses Jahres. Mutmaßliche russische Angriffe haben sich bereits weltweit ausgebreitet, wobei die Angreifer Stromnetze, Banken, Unternehmen und sogar Krankenhäuser ins Visier nehmen.

Das Problem liegt aber nicht allein in der Dringlichkeit der aktuellen Situation. Bereits 2017 setzte Russland beispielsweise eine Malware namens NotPetya ein, die sich gegen ukrainische Flughäfen, Eisenbahnstrecken und Banken richtete. "Versehentlich" betroffen wurde aber auch die Reederei Maersk, ein globaler Schifffahrts- und Logistikriese, der nach Schätzungen für die Beförderung von etwa einem Fünftel des gesamten Welthandels verantwortlich ist. Maersk war infolge des Angriffs gezwungen rund 10 Tage analog zu arbeiten und in dieser Zeit rund 45.000 Rechner neu aufzusetzen. Die Schäden gingen in die Hunderte Millionen Dollar, und Lieferketten weltweit wurden in Mitleidenschaft gezogen. Man sollte meinen, dass auch hier schon ein ausreichendes Maß an Dringlichkeit gegeben war, um den nötigen Handlungsdruck zu schaffen.

Leider sind aufgrund solcher Risikoausmaße Unternehmen jeder Größe gefährdet. Mittelständische und kleine Unternehmen bilden hier keine Ausnahme. Nur verfügen sie nicht über eine angemessene Infrastruktur, um sich auf derartige Angriffe vorzubereiten. Für ein durchschnittliches Unternehmen ist Cyberabwehr nach wie vor zu kompliziert. Firmen werden von einer Flut an Tools und Lösungen überschwemmt, und selbst Experten tun sich schwer, die richtige Auswahl zu treffen. Und selbst wenn man augenscheinlich die geeignete Wahl getroffen hat, ist Cybersicherheit immer nur so gut wie diejenigen, die sie überwachen, die Protokolle überprüfen und proaktiv nach Bedrohungen suchen. Nur allzu oft setzen Unternehmen zudem Tools ein, die sie nicht in vollem Umfang nutzen. Kurzum, die meisten Firmen sind an dieser Stelle hoffnungslos überfordert. Erst recht in einer Situation wie der aktuellen.

Die Branche muss deshalb deutlich mehr tun, um die Netzwerksicherheit auf einer tauglichen Plattform zusammenzuführen. Dazu sollte man die Intelligenz der besten Ressource zur Netzwerkverteidigung nutzen - das Netzwerk selbst. Durch die Auswertung von Netzwerkdaten sowohl des eigenen Netzwerks als auch der Netzwerke anderer Unternehmen lassen sich Trends, die auf Malware und Angriffe hindeuten, frühzeitig erkennen und Gegenmaßnahmen ergreifen. Auch in Situationen mit eskalierender Dringlichkeitsstufe."

Der Autor Etay Maor ist außerordentlicher Professor am Boston College und langjähriger Cybersicherheitsforscher

(Cato Networks: ra)

eingetragen: 24.04.22
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