Verteidigung: Schutz rangiert vor Reaktion


Der "European Cyber Defense Report "von Deloitte hat relevante nationale Strategiedokumente von 29 europäischen Staaten analysiert
Cyberbedrohungen werden von den Staaten als große nationale Bedrohung betrachtet, trotzdem sind die Strategien überwiegend zu alt, um die sich verschärfende Bedrohungslage widerzuspiegeln



Mit dem "European Cyber Defense Report" hat Deloitte relevante nationale Sicherheitsstrategien aus 29 europäischen Staaten, den USA, Russland sowie China analysiert und zudem Zukunftsszenarien entwickelt, die die Cybersicherheitslandschaft 2030 in Europa abbilden. Im ersten Teil der Studie stehen der systematische Vergleich und die Analyse öffentlich zugänglicher Strategiedokumente: Diese zeigen, dass Cyberbedrohungen neben Terrorismus und organisierter Kriminalität als Top-Risiken benannt werden. Im Hinblick darauf, wie Cybersicherheit jeweils definiert und gehandhabt wird, gibt es länderübergreifend allerdings so viele Unterschiede, dass ein Vergleich kaum möglich ist. Besonders deutlich zeigt das die Diskussion um offensive Maßnahmen. Bestimmte Länder erklären deutlich, dass auch offensive Maßnahmen zur Cyberverteidigung gehören. Andere Länder erwähnen diese zwar, aber bleiben eine klare Aussage zur Rechtmäßigkeit und Wirksamkeit schuldig.

Nationale Strategien nicht immer auf neuestem Stand
Die Ansprüche an die nationalen Sicherheitsstrategien der europäischen Länder verändern und erhöhen sich mit der Vielzahl und Volatilität möglicher Bedrohungsszenarien. Strategien, dem zu begegnen, müssen hiermit Schritt halten.

Nahezu alle Strategien haben die Sicherung der kritischen Infrastrukturen (97 Prozent) sowie die Gewährleistung sicherer und robuster Informationssysteme (93 Prozent) als Ziel. Kaum erwähnt wird hingegen eine schnelle Reaktion auf Cyberangriffe.

"Neben der Sicherung unserer Infrastrukturen und Systeme muss zunehmend auch die Fähigkeit zur adäquaten Reaktion im Falle eines Angriffs aus bzw. auf den Cyberraum in den Fokus genommen werden. Dazu bedarf es einer politischen, rechtlichen und fähigkeitsbezogenen Rahmensetzung. Mit der Errichtung des Kommandos Cyber und Informationsraum hat Deutschland hier bereits eine erste Grundlage geschaffen", resümiert Katrin Rohmann, Industry Leader Government & Public Services bei Deloitte.

Zahlreiche Akteure, unklare Zuständigkeiten
Die Cybersicherheitsstrategien der Staaten benennen unterschiedliche Akteure. Deren Zahl variiert von zwei bis zweistellig. Im schlechtesten Fall kann daraus ein Verantwortungs- und Zuständigkeitsvakuum entstehen. Unweigerlich steigen mit der Zahl der Akteure potenziell der Koordinationsbedarf zur Lageeinschätzung und die Reaktionszeit im Ernstfall.

Zum Ende des ersten Teils des Reports werden Handlungsfelder identifiziert: Stärkere internationale Kooperationen, einheitliche Definitionen und klare Verantwortungszuweisungen sind erforderlich. Strategien müssen dynamisch mit der Gefährdung weiterentwickelt werden, dazu müssen die Treiber künftiger Entwicklungen identifiziert und beobachtet werden. Der zweite Teil des Reports greift diese Handlungsfelder auf und nutzt die Szenariomethodik, um mögliche Zukunftsbilder aufzuzeigen.

Durch moderne Cybersicherheit zu einem digitalen Leben in Europa: vier mögliche Szenarien
Um in Europa die Weichen für eine sichere, digitale Zukunft zu setzen und Antworten auf die Frage nach der Ausgestaltung der Cybersicherheitslandschaft 2030 zu finden, entstehen nach einer auf Künstlicher Intelligenz basierenden Analyse vier mögliche Zukunftsbilder abhängig davon, ob ein national und international akzeptierter Rechtsrahmen besteht oder nicht und ob Cyberangriffe antizipiert und Angreifer wirksam verfolgt werden können:

Goldener Käfig: In diesem Szenario ist Europa sicher und stabil und sieht sich mit wenig Disruption konfrontiert. Es gibt eine klar definierte und funktionierende regelbasierte Ordnung sowie ausreichende Effektivität bei der Antizipation von Cyberbedrohungen und der Attribution von Cyberangriffen.
Selbstschutz: In dieser Welt ist Europa bürokratisch, extrem unsicher und technologisch fragmentiert. Obwohl es kleine thematische Inseln der Sicherheit gibt, ist Cybersicherheit außerhalb dieser Bereiche lückenhaft.
Cyber-Oligarchie: In diesem Szenario beherrscht eine kleine Elite von Cyberexperten die Cybersicherheitslandschaft in Europa. Cybersicherheit wird nicht mehr vom Staat gesteuert. Stattdessen wird sie privat nach den "Gesetzen des Stärkeren durchgesetzt.
Cyber-Darwinismus: In dieser alternativen Zukunft ist Europa zu einem Dschungel geworden, der auf der Basis einer Laissez-faire-Mentalität arbeitet. Während kleine Inseln mit einem hohen Maß an (Cyber-)Sicherheit innerhalb von "gated communities" existieren, ist die Außenwelt unsicher. Daraus resultiert ein Zwei-Klassen-Sicherheitssystem, das niedrige Sicherheitsklassen stark diskriminiert und ausschließt.

"Auch wenn sich im digitalen Zeitalter niemand hundertprozentig gegen Cyberangriffe schützen kann, sind Vorbereitung und eine auf die aktuellsten Entwicklungen abgestimmte Cybersicherheitsstrategie essenziell. Es besteht Handlungsbedarf. Wir müssen bei der Gestaltung der digitalen Zukunft Europas und dieser Thematik ein gemeinsames Verständnis entwickeln, Komplexität reduzieren, die Dinge begreifbar machen und Unsicherheiten ausräumen", so Katrin Rohmann.

Inhaltlich verantwortlich für die Studie sind Katrin Rohmann, Industry Leader Government & Public Services bei Deloitte, und Peter Wirnsperger, Deloitte Partner und Cyber Risk Leader. (Deloitte: ra)

eingetragen: 07.10.18
Newsletterlauf: 31.10.18

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Meldungen: Studien

Trend von Präsenzschulungen

Bei Security Awareness Trainings setzt die Hälfte der Unternehmen in Deutschland auf Präsenztermine für ihre Mitarbeitenden. Das belegt die repräsentative Studie "Cybersicherheit in Zahlen" von der G Data CyberDefense AG, Statista und brand eins.

"Chef, wie hältst du es mit der Cybersicherheit"

Sophos veröffentlicht einen neuen, aktuellen Teil ihrer großangelegten Management-Studie "Chef, wie hältst du es mit der Cybersicherheit" für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Die nun veröffentlichten Zahlen aus diesem Jahr beleuchten unter anderem, wie C-Level-Managements in den drei Ländern den Einfluss der Cybersicherheit im eigenen Unternehmen auf Geschäftsbeziehungen bewerten.

Unterschiede in der globalen Bedrohungslandschaft

Im Jahr 2023 blockierten die Sicherheitslösungen von Kaspersky in Deutschland auf 18,3 Prozent der industriellen Computer schädliche Objekte; dies entspricht einem leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr (15,1 Prozent). Den Großteil der Bedrohungen machten Internet-Ressourcen auf Denylisten (5,8 Prozent), schädliche Skripte und Phishing-Seiten (6,1 Prozent) sowie schädliche Dokumente (1,5 Prozent) aus.

Zunahme des Online- und Mobile Banking setzt sich fort

In Deutschland gibt es Online-Banking nun seit fast 30 Jahren. Wie bei den meisten Technologien dauerte es auch hier eine ganze Weile, bis sich das Verfahren in der breiteren Bevölkerung etablieren konnte. Inzwischen nutzt es aber in Deutschland, wie eine repräsentative Umfrage des Bankenverbandes zeigt, der Großteil der erwachsenen Bevölkerung. Auch das Sicherheitsempfinden der Nutzerinnen und Nutzer hat sich weiterhin positiv entwickelt.

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Fachartikel

Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

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Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

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Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

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