Programmschwachstellen als Einfallstore
In 25 Prozent der Sicherheitsvorfälle in Europa missbrauchen Cyberkriminelle legitime Tools für weitere Aktivitäten
11,1 Prozent der Incident Responses in Europa stammen aus Deutschland; 25,9 Prozent aus der Schweiz
Ob Finanzinstitute oder Unternehmen aus Telekommunikation, Industrie, Transport und Logistik - europäische Organisationen jeglicher Branche haben mit Cyberangriffen zu kämpfen. So betrafen fast ein Viertel (24 Prozent) der weltweit von Kaspersky analysierten Vorfallreaktionen (Incident Responses) im vergangenen Jahr Europa, das ist Platz zwei nach dem Mittleren Osten (32,6 Prozent). Am häufigsten lösten verdächtige Dateien (36,2 Prozent), bereits verschlüsselte Daten (21,3 Prozent) oder verdächtige Aktivitäten an den Endpoints (10,6 Prozent) eine Vorfallreaktion bei Unternehmen aus. Das Problem dabei: die Hälfte der Vorfälle wird erst nach einigen Wochen entdeckt, der Schaden ist also bereits entstanden. Darüber hinaus stehen ein Viertel der Sicherheitsvorfälle in Verbindung mit legitimen Verwaltungs- und Fernzugriffs-Tools, die Sicherheitslösungen als Angriffe nur schwer erkennen können und die in Zeiten des Arbeitens von Zuhause sich großer Beliebtheit erfreuen.
Unternehmen erkennen Cyberangriffe zum einen an auffälligen negativen Auswirkungen wie verschlüsselten Daten, Geldverlust oder geleakten Daten sowie aufgrund von Warnungen, die sie von ihren Sicherheitslösungen erhalten. Bei der Analyse der Vorfallreaktionen in Europa stellten die Kaspersky-Experten fest, dass in mehr als einem Drittel (35,3 Prozent) der Fälle ausgenutzte Programm-Schwachstellen das Einfallstor in das Unternehmensnetzwerk waren. Als weitere erste Angriffsvektoren konnten
>> schädliche E-Mails (29,4 Prozent),
>> externe Datenträger (11,8 Prozent),
>> Ausnutzung von Schwachstellen aufgrund fehlerhafter Konfiguration (11,8 Prozent),
>> geleakte Zugangsdaten (5,9 Prozent)
>> sowie Insider (5,9 Prozent)
identifiziert werden.
Betroffen sind dabei Unternehmen jeglicher Branche. So stammten die von Kaspersky analysierten Incident Responses von Organisationen im Bereich Finanzen (25,4), Telekommunikation (16,9 Prozent), Industrie (16,9 Prozent) oder Transport (13,6 Prozent). Etwa jede zwölfte Vorfallreaktion stammte aus Behörden (8,5 Prozent).
Verwaltungs- und Fernzugrifftools sind Risiko für Unternehmen
Waren die Angreifer erst einmal im Netzwerk, missbrauchten sie in 25 Prozent der analysierten Incident Responses legitime Tools, um Schaden anzurichten. Diese dienen eigentlich IT- und Netzwerkadministratoren unter anderem dazu, Fehler zu beheben und den Mitarbeitern technischen Support zu bieten. Jedoch können Cyberkriminelle damit Prozesse auf Endpunkten ausführen, auf vertrauliche Informationen zugreifen und diese extrahieren, wobei verschiedene Sicherheitskontrollen zur Erkennung von Malware umgangen werden.
Bei der Analyse der Incident Responses konnten die Kaspersky-Experten 18 verschiedene legitime Tools identifizieren, die von Angreifern für schädliche Zwecke missbraucht wurden. Bei der Hälfte der in Europa analysierten Fälle (50 Prozent) wurden das mächtige Verwaltungstool PowerShell, das für viele Zwecke verwendet werden kann, vom Sammeln von Informationen bis zum Ausführen von Malware, und PsExec, das zum Starten von Prozessen auf Remote-Endpunkten verwendet wird, genutzt. SoftPerfect Network Scanner, mit dem Informationen zu Netzwerkumgebungen abgerufen werden, in 37,5 Prozent der Angriffe.
"Um eine Erkennung zu vermeiden und in einem gefährdeten Netzwerk so lange wie möglich unsichtbar zu bleiben, verwenden Angreifer häufig Software, die für normale Nutzeraktivitäten, Administratoraufgaben und Systemdiagnosen entwickelt wurde", erklärt Konstantin Sapronov, Leiter des globalen Notfallteams bei Kaspersky. "Mit diesen Tools können Angreifer Informationen über Unternehmensnetzwerke sammeln und sich darin bewegen, Software- und Hardwareeinstellungen ändern oder sogar schädliche Aktionen ausführen - sie könnten legitime Software verwenden, um Kundendaten zu verschlüsseln. Legitime Software kann Angreifern dabei helfen, unter dem Radar von Sicherheitsanalysten zu bleiben, da sie den Angriff häufig erst erkennen, nachdem der Schaden angerichtet wurde. Es ist aus vielen Gründen nicht möglich, diese Tools auszuschließen. Ordnungsgemäß eingesetzte Protokollierungs- und Überwachungssysteme helfen jedoch dabei, verdächtige Aktivitäten im Netzwerk und komplexe Angriffe in früheren Phasen zu erkennen." (Kaspersky Lab: ra)
eingetragen: 29.08.20
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