Ransomware-Angriffe auf kritische Infrastrukturen

Nach Colonial Pipeline: Die Öl- und Gasindustrie im Visier von Cyber-Angreifern

Der Gesundheitssektor verzeichnet einen 71prozentigen Anstieg der Angriffe auf IoT-Umgebungen



Wenn wir auf die Cyberangriffe des letzten Quartals zurückblicken, ist der Angriff auf die Colonial Pipeline der Vorfall, der mit Abstand die größte Besorgnis ausgelöst hat. Der schlagzeilenträchtige Angriff führte zu Treibstoffengpässen an der gesamten Ostküste der Vereinigten Staaten, hatte große Auswirkungen auf das öffentliche Leben, es kam zudem zu Plünderungen und Bränden. So passierte unter den Augen der Welt, was die Sicherheitsbranche schon seit Jahren prognostiziert: Cyberangriffe, die weitreichende physische Auswirkungen haben und das tägliche Leben massiv beeinträchtigen.

Nach diesem Vorfall hat die US-Regierung nochmals ausdrücklich ihren Fokus auf Cybersicherheit verstärkt. Präsident Biden verabschiedete im Zuge dessen neue Gesetze was die Sicherheit kritischer nationaler Infrastrukturen anbelangt. Einschließlich einer deutlich ausgesprochenen Warnung an die Adresse des russischen Präsidenten, kritische Infrastrukturen ausdrücklich von Cyberangriffen auszunehmen.

Die Ergebnisse der aktuellen Digital Universe-Studie (Obrela Digital Universe Studie Q2 2021) von Obrela belegen, dass Bidens Warnungen bislang wenig Wirkung zeigen. Die Daten aus dem letzten Quartal zeigen vielmehr, dass Cyberangriffe auf die gesamte IT der Branche in den letzten drei Monaten deutlich zugenommen haben.

Obrelas Digital Universe-Studie

Obrela veröffentlicht regelmäßig ihre Digital Universe Studie. Sie erfasst und analysiert die gegen Kunden des Unternehmens gerichteten Angriffe der letzten drei Monate. Die Studie untersucht dazu jeweils das Vergleichsquartal des Vorjahres. Ziel ist es, ein besseres Verständnis davon zu entwickeln, wie sich die Techniken der Angreifer verändern, welche Branchen und geografischen Regionen mit den meisten Angriffen konfrontiert worden sind und welche Teile der IT-Infrastruktur dabei am häufigsten ins Visier genommen werden.

Die wichtigsten Ergebnisse aus dem Zeitraum April bis Juni 2021:

Die Öl und Gasindustrie ist eine der wenigen Branchen, die durchgängig einen Anstieg der Angriffe auf ihre Systeme verzeichnete, während sich in vielen anderen Branchen sogar ein Rückgang beobachten ließ

Im Detail:

18 Prozent mehr Angriffe auf Benutzer und Endpunkte

22 Prozent mehr Angriffe auf Cloud-Umgebungen

12 Prozent mehr Angriffe auf die gesamte IT-Infrastruktur

29 Prozent mehr Angriffe auf Systeme und Perimeter

14 Prozent mehr Web-Angriffe

22 Prozent mehr APT-/Malware-Angriffe

Die Daten legen eindeutig einen Zusammenhang nahe: Während die Öffentlichkeit sich auf den Ransomware-Angriff gegen Colonial Pipeline konzentrierte, geriet gleichzeitig die gesamte Branche in den Fokus der Angreifer. Das jüngste Opfer der Branche, Saudi Aramco, der an Börsenwert gemessen wertvollste Ölproduzent der Welt, wird derzeit von Cyberkriminellen um 50 Millionen Dollar Lösegeld erpresst, nachdem Daten bereits im Dark Web aufgetaucht sind.

Die Ergebnisse der jüngsten Obrela-Erhebung scheinen hier einen Trend anzudeuten, und man kann wohl getrost von weiteren Angriffen ausgehen. Dafür gibt es eine Reihe von Indizien. Zum einen sind die Vorteile der Digitalisierung gerade in diesem Wirtschaftszweig immens. Das gilt nicht nur für die Öl- und Gasindustrie, sondern auch für Energieversorger und andere kritische Infrastrukturen generell. Gleichzeitig entstehen dadurch eine Vielzahl potenzieller Schwachstellen, die sich für die Infiltration mit einer Malware ausnutzen lassen. Andere Arten von Angriffen gehen auf Insider-Missbrauch oder Konfigurationsfehler zurück und öffnen Cyber-Spionage Tür und Tor. Dazu kommt der Trend, sich bei einem Ransomware-Angriff nicht allein auf die Zahlung des Lösegelds zu verlassen, sondern damit zu drohen, die abgeflossenen Daten zu veröffentlichen – die sogenannte "double extorsion", also eine Art doppelter Erpressung.

Auch in Deutschland sind Ransomware-Angriffe auf kritische Infrastrukturen bei weitem nicht so selten wie man gerne glauben möchte: 2020 erwischte es die Technischen Werke Ludwigshafen, einen kommunalen Energie- und Wasserversorger, der rund 100.000 Haushalte versorgt, 500 Gigabyte Daten sind abgeflossen, und im Herbst desselben Jahres erlangte die Uniklinik Düsseldorf traurige Berühmtheit, weil wegen des Hacks Operationen und Transporte verschoben werden mussten. Eine Patientin, die verlegt werden musste, verstarb. Nach dem Angriff auf die Colonial Pipeline sagte Arne Schönbohm, Chef des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik, dem SPIEGEL Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen seien »ein ernst zu nehmendes realistisches Szenario auch in Deutschland«: "Insbesondere die Entwicklung der Angriffe mit Ransomware schreitet rasant voran." Mit Entwarnung ist also kaum zu rechnen.

George Papamargaritis, MSS-Direktor bei Obrela, fasst zusammen: "Präsident Biden hat im Juni eine deutliche Warnung ausgesprochen, dass kritische nationale Infrastrukturen für Angriffe tabu sein sollten. Dennoch zeigen unsere Daten, dass der Öl- und Gassektor aktuell eines der wichtigsten Ziele für Cyberkriminelle ist. Der Angriff auf Colonial Pipeline war hier so etwas wie eine Initialzündung. Colonial Pipeline hatte zudem öffentlich eingeräumt, das Lösegeld bezahlt zu haben. Für die Angreifer, durchaus ein Signal, dass ein erfolgreicher Angriff auf den Sektor fast garantiert zur Zahlung eines Lösegelds führt. Die Branche ist zweifelsohne einem höheren Risiko ausgesetzt als je zuvor. Ein Grund mehr sich mit den inhärenten Sicherheitsrisiken zu befassen. Die Systeme sollten mit oberster Priorität gehärtet werden."

Weitere Ergebnisse der Studie:

>> Der Gesundheitssektor verzeichnet einen 71prozentigen Anstieg der Angriffe auf IoT-Umgebungen

>> Im Bank und Finanzwesen ging die Zahl der Angriffe auf Benutzer und Endpunkte im zweiten Quartal 2021 demgegenüber um 58 Prozent zurück

>> Im zweiten Quartal 2021 ging auch die Zahl der Angriffe auf die ITInfrastruktur von Banken und Finanzwesen zurück und zwar um 66 Prozent

>> Im zweiten Quartal stiegen die Angriffe auf Marken innerhalb des Lebensmittel und Getränkesektors um 88 Prozent.

(Obrela: ra)

eingetragen: 07.09.21
Newsletterlauf: 02.11.21

Obrela: Kontakt und Steckbrief

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Meldungen: Unternehmen

Ransomware-Angriffe erfolgreich abwehren

Nextron Systems setzt ihre Mission zur Bekämpfung und frühzeitigen Erkennung von Cyberkriminalität fort. Als aufstrebender Thought Leader der Branche geht Nextron entschlossen voran, um Unternehmen weltweit vor den wachsenden Bedrohungen in der digitalen Welt zu schützen.

Security-Check für Krankenhaus-IT

Krankenhäuser verarbeiten zahlreiche Gesundheitsdaten von Patientinnen und Patienten. Das Krankenhausinformationssystem (KIS), eine spezielle Software in der Medizinbranche, ist das Herzstück der medizinischen Versorgung und Datenhaltung. Wie sicher sind diese Systeme, und wie sicher sind sensible Daten bei der Übertragung?

Vereinheitlichung der Meldefristen für Schwachstellen

In den Trilog-Verhandlungen über den Cyber Resilience Act haben EU-Kommission, Europaparlament und der Rat der Europäischen Union eine Einigung erzielt.

CBL Datenrettung: Service-Partner EZSVS in Frankfurt a.M.

Das Büro des IT-Dienstleisters EZSVS (Germany) GmbH (gesprochen "easy services") in Frankfurt am Main ist ab sofort Servicepartner der CBL Datenrettung GmbH. Kundinnen und Kunden können hier defekte Speichermedien persönlich abgeben.

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Fachartikel

Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

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KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

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Fluch und Segen des Darkwebs

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