Abhängigkeit von der IT


Warum Unternehmen IT-Sicherheit auf allen Ebenen brauchen
Website offline: Kleine Ursache mit großer Wirkung

Von Colin Schäfer, Principal Consultant, Fritz & Macziol

(29.01.16) - Welche Auswirkungen ein simpler Vorfall haben kann, war kürzlich zu beobachten, als wegen eines Stromausfalls in einem Rechenzentrum einige der populärsten Websites lahmgelegt wurden. Doch es waren nicht nur stark frequentierte Seiten nicht erreichbar in weiten Teilen Deutschlands gab es stundenlang weder Telefon noch Internet. Das Beispiel macht einmal mehr deutlich, wie abhängig Unternehmen heute von der IT sind und wie viele Bereiche dies betreffen kann auch wenn ein Fehler nur in einem Teil der Infrastruktur auftritt. Das nächste Mal ist vielleicht nicht nur die Website offline, sondern das gesamte Unternehmensnetzwerk inklusive Produktion und Logistik also geschäftsentscheidende Prozesse. Trotz solcher Pannen sind umfassende Disaster Recovery-Konzepte in vielen Organisationen noch Mangelware. Doch worauf ist dabei eigentlich zu achten?

Während das Bewusstsein für Datenschutz und Datensicherheit immer größer wird, sehen wir in vielen Unternehmen eine zu reaktive Herangehensweise, wenn es um die "Business Continuity", also die Abwicklung der eigenen Geschäfte eines Unternehmens im Katastrophenfall als Teil des Sicherheitskonzeptes geht. Dabei gilt es, sich gegen Vorfälle aller Art abzusichern besonders wenn man deren Lösung nicht selbst in der Hand hat. So legte ein weiterer Stromausfall wegen einem Erdschluss in Landsberg große Teile der Stadt für mehr als zwei Stunden lahm. Davon betroffen waren nicht nur private Haushalte, sondern auch die Rechenzentren der produzierenden Unternehmen vor Ort.

Vernetzte Produktion birgt komplexe Risiken
Wenn früher in einem Lager ein Hochregal umfiel, war der Schaden kalkulierbar und vor Ort meist einfach zu beziffern. Es war ersichtlich, was defekt war und wie lange es dauern würde, alles wieder einzuräumen und zu inventarisieren. Das war vielleicht eine Nachtschicht und für die Mitarbeiter mit Sicherheit unangenehm doch man konnte es bewältigen. In Zeiten der vernetzten Produktions- und Handelsströme wird dies erheblich schwieriger. Wie lange darf ein ERP-System für Warenhaltung ausfallen? Müssen Daten nach acht Stunden oder nach acht Minuten wieder verfügbar sein? Welche Unternehmensprozesse sind betroffen und was kostet mich der Ausfall am Ende des Tages?

Antworten auf diese Fragen kann heute nur eine "Business-Impact-Analyse" auf Managementebene liefern, in deren Rahmen auch Anforderungen, Risiken und Rahmenbedingungen für die IT definiert werden. Diese werden dann in IT-Risikoanalysen weiter ausdetailliert, um Maßnahmen zur Vorbeugung und Pläne zur Reaktion zu erarbeiten. Damit wird die Wahrscheinlichkeit von Störfällen verringert, die Maßnahmen auf den Schutzbedarf und die potentiellen Ausfallkosten maßgeschneidert und sichergestellt, dass weder Absicherungsmaßnahmen noch die Auswirkungen von Ausfällen das Unternehmen in den Ruin treiben.

Welche Ebenen der IT-Infrastruktur sind einzubeziehen?
Ein wirksames Disaster-Recovery-Konzept erstreckt sich zwingend über alle Teile der IT-Infrastruktur, um Single Point of Failures (SPoF) zu vermeiden. Dazu gehören Standort- und Gebäudefaktoren, Stromversorgung und Klimatisierung ebenso wie Netzwerkkomponenten, Speicher, Betriebssysteme und Applikationen. Wie das Eingangsbeispiel zeigt, kann das ganze Konzept schon kompromittiert werden, wenn nur auf einer Ebene ein Vorfall auftritt. Doch gilt es hierbei differenziert vorzugehen, denn bei der Gewichtung der einzelnen Risiken sowie den zu ergreifenden Maßnahmen ist jedes Unternehmen einzigartig.

Transparenz und Wissen um die Geschäfts-/IT-Prozesse sind unabdingbar
Um die richtigen Entscheidungen zu treffen, ist in der Analyse herauszuarbeiten, wie sich die einzelnen Geschäfts- und IT-Prozesse auf die Geschäftsfähigkeit auswirken. Anhand dessen werden die konkreten Schwachstellen aufgespürt und nach Abwägung von Alternativen, Kosten, Risiken und Nutzen verschiedene Ansätze und Maßnahmen erarbeitet. Nur wer viel über seine Infrastruktur und Ablauforganisation weiß und richtig priorisiert, kann diese auch gut schützen. Ein Zusatzvorteil: Dadurch können ganz neue Geschäftsmöglichkeiten entstehen.

Warum der Kunde auch bei IT-Sicherheit im Vordergrund steht
Es ist verständlich, dass viele Unternehmen sich bei Ihren Sicherheitskonzepten mangels Expertenwissen, Ressourcen und Priorität schwer tun. Die Breite und Tiefe an Themen ist enorm und das Tagesgeschäft allein zehrt häufig alle Ressourcen auf.

Dabei bringt das Resultat der Maßnahmen alle Geschäftsprozesse voran auch wenn nichts passiert. Ein deutscher Schuhhersteller beispielsweise hat die Zentralisierung seiner IT-Systeme am Firmenhauptsitz zum Anlass genommen, die Absicherung der IT für den Katastrophenfall zu überprüfen. Der Nebeneffekt: Zusätzlich zur abgesicherten Umgebung konnte das System so auf die individuellen Geschäftsanforderungen zugeschnitten werden. Schnittmuster und Produktionspläne werden jetzt digital erstellt und verteilt, wodurch die Produktion deutlich flexibler geworden ist.

Ganz gleich ob beliebte Website, Onlineshop oder Schuhe letztlich hat IT-Sicherheit immer den Kunden im Fokus. Denn dieser erwartet Zuverlässigkeit und will bei einem vertrauenswürdigen Unternehmen kaufen. Moderne Konsumenten scheren sich nicht um den Stromausfall im Rechenzentrum, sie erwarten einfach nur perfekte Produkte und Lösungen. (Fritz & Macziol: ra)

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Meldungen: Tipps & Hinweise

Der Wettbewerb: Mensch gegen KI

Menschen am Telefon sind äußerst anfällig für KI-gestützte Vishing-Angriffe, bei denen künstliche Intelligenz eingesetzt wird, um Menschen gezielt zu täuschen und vertrauliche Informationen zu erlangen. Die Bedrohung durch solche modernen Technologien wird besonders deutlich, wenn man sieht, wie effektiv Angreifer in der Lage sind, automatisierte Phishing-Bots einzusetzen.

Schutz gegen AiTM-Attacken

Seit Adversary-in-the-Middle (AiTM)-Phishing-Angriffe im vergangenen Jahr ins Radar von Security Operations Centers (SOCs) gerückt sind, haben sie sich schnell zu einer gefürchteten Angriffsform entwickelt. Mit klassischen Sicherheitstools können Unternehmen sich nicht ausreichend vor diesen Echtzeit-Attacken schützen. Ontinue, Expertin für Managed Extended Detection and Response (MXDR), gibt vier Tipps, mit denen SOCs ihren Schutzpanzer verstärken können.

Wie Angreifer geplante Aufgaben missbrauchen

In der aktuellen Bedrohungslandschaft zeichnet sich eine neue Gefahr für die IT-Sicherheit ab. Cyberkriminelle greifen zunehmend auf die weit verbreitete, aber oft übersehene Funktion der geplanten Aufgaben in Windows zurück, um unbemerkt schädliche Aktivitäten durchzuführen.

Livestream-Variante relativ neuer Betrugsansatz

Das Risiko eines Internetnutzers, Opfer eines erfolgreichen Online-Betrugs zu werden, es ist und bleibt hoch – auch in Deutschland. Der im Mai dieses Jahres erschienene Cybersicherheitsmonitor des BSI spricht hier eine mehr als deutliche Sprache: 44 Prozent aller Deutschen, die im vergangenen Jahr Opfer einer Straftat im Internet wurden, hatten es dabei, so der Report, mit mindestens einer Variante von Online-Betrug zu tun.

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Fachartikel

Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

Ineffiziente Reaktionen auf E-Mail-Angriffe sorgen bei Unternehmen jedes Jahr für Milliardenverluste. Für viele Unternehmen ist das Auffinden, Identifizieren und Entfernen von E-Mail-Bedrohungen ein langsamer, manueller und ressourcenaufwendiger Prozess. Infolgedessen haben Angriffe oft Zeit, sich im Unternehmen zu verbreiten und weitere Schäden zu verursachen. Laut Verizon dauert es bei den meisten Phishing-Kampagnen nur 16 Minuten, bis jemand auf einen bösartigen Link klickt. Bei einer manuellen Reaktion auf einen Vorfall benötigen Unternehmen jedoch circa dreieinhalb Stunden, bis sie reagieren. In vielen Fällen hat sich zu diesem Zeitpunkt der Angriff bereits weiter ausgebreitet, was zusätzliche Untersuchungen und Gegenmaßnahmen erfordert.

Zertifikat ist allerdings nicht gleich Zertifikat

Für Hunderte von Jahren war die Originalunterschrift so etwas wie der De-facto-Standard um unterschiedlichste Vertragsdokumente und Vereinbarungen aller Art rechtskräftig zu unterzeichnen. Vor inzwischen mehr als einem Jahrzehnt verlagerten sich immer mehr Geschäftstätigkeiten und mit ihnen die zugehörigen Prozesse ins Internet. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mit dem Zeitalter der digitalen Transformation beginnen handgeschriebene Unterschriften auf papierbasierten Dokumenten zunehmend zu verschwinden und digitale Signaturen werden weltweit mehr und mehr akzeptiert.

Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

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