Vorteile einer offensiv ausgerichteten Cyber-Sicherheit

In die Offensive gehen: Sechs Argumente für Pen-Testing, Red Teaming und eine proaktive Abwehr

Eine rein defensive Cyber-Abwehr reicht angesichts der sich verändernden IT-Gefahrenlandschaft nicht mehr aus



Von Jörg von der Heydt, Regional Director DACH bei Bitdefender

Viele Cybersicherheitsexperten haben erkannt, dass bloßes Reagieren in Sachen IT-Sicherheit nicht mehr ausreicht. Sie gehen in die Offensive: Penetrationstests, Red Teaming und proaktives Threat Hunting ergänzen die klassische Strategie, indem sie Schwachstellen und mögliche Einfallstore ebenso frühzeitig erkennen, wie globale oder regionale und branchenspezifische Hacker-Aktivitäten. Sowohl Offensive als auch Defensive haben ihren Platz in einem umfassenden Ansatz zur Cyber-Resilienz. Ein solches Vorgehen bietet Vorteile, schafft aber auch Pflichten.

Traditionell haben sich große Unternehmen vor allem auf defensive Cybersicherheitsstrategien verlassen, und zwar aus mehreren Gründen. Erstens vermindert die Defensive am unmittelbarsten das Risiko, indem sie die Wahrscheinlichkeit erfolgreicher Cyberangriffe verringert und den potenziellen Schaden an Daten und Systemen minimiert. Zweitens klagen allgemeine und branchenspezifische gesetzliche Vorschriften häufig eine stärkere Konzentration auf defensive Maßnahmen zum Schutz sensibler Informationen ein, sodass neben Datenschutz für eine Offensive keine Ressourcen mehr übrigbleiben. Drittens ist für viele Entscheider der Schutz des guten Rufs eines Unternehmens vorrangig. Cyberangriffe können durch Datenoffenlegung aber das Vertrauen in das Unternehmen erschüttern, sodass eine Abwehr möglicher Attacken Priorität hat. Insofern beansprucht die Defensive viele Mittel für sich.

Wer nur hinterher rennt, kommt zu spät

Sich ständig wandelnde Cyberrisiken und kompetent agierende Hacker machen es aber notwendig, über eine rein defensive Cybersicherheitsstrategie hinauszugehen. Insbesondere setzen Angreifer zunehmend evasive und adaptive Techniken ein, um herkömmliche Abwehrmaßnahmen zu umgehen. Nach erfolgter Infiltration über einen Endpunkt tarnen sie zum Beispiel ihre Seitwärtsbewegungen häufig als legitimen Datenverkehr oder "normales" Verhalten.

Offensive Konzepte können die Fähigkeit eines Unternehmens verbessern, Cyber-Bedrohungen zu erkennen, auf sie zu reagieren und sie wirksam abzuwehren. Es ist jedoch wichtig, offensive Strategien sorgfältig zu planen und dabei auch die rechtlichen und ethischen Folgen zu berücksichtigen. Auch offensive Maßnahmen müssen zudem mit den allgemeinen Sicherheitszielen eines Unternehmens im Einklang sein.

Eine zeitgemäße Cybersicherheitsstrategie nutzt verschiedene Taktiken, um Cybergefahren zu erkennen oder zu bekämpfen:

>> Penetrationstests: Kontrollierte Tests zum Auffinden von Schwachstellen mit definierten Zielen;

>> Red Teaming: Umfassende Angriffssimulationen zum Check der allgemeinen Sicherheit;

>> Proaktives Threat Hunting: Proaktive Suche nach Anzeichen für bösartige Aktivitäten in bestimmten Regionen oder Branchen oder auf bestimmte Ziele (Applikationen, Systeme);

>> Aktive Verteidigung: Proaktive Maßnahmen, um Angreifer zu stören (z. B. Honeypots);

>> Cyber-Deception: Generieren falscher Informationen, um Angreifer in die Irre zu führen;

>> Offensive Gegenmaßnahmen: Aktionen, um Angreifern entgegenzuwirken;

>> Schwachstellenanalyse: Auffinden unbekannter Sicherheitslücken in Applikationen;

>> Digitale Forensik: Sammeln von Beweisen im Zusammenhang mit Cyber-Vorfällen;

>> Cyber-Abschreckung: Abschrecken von Angreifern durch Demonstration einer schlagkräftigen Reaktion.

Eine offensive Cybersicherheitsstrategie bietet sechs Vorteile:

• Angriffsfläche verringern und Risiken früher und besser erkennen: Penetrationstests, Red Teaming und proaktives Threat Hunting sowie das kontinuierliche aktive Testen und Hinterfragen der eigenen IT-Sicherheit helfen dabei, Schwachstellen und Anfälligkeiten zu identifizieren, die Angreifer ausnutzen könnten.

• Verbesserte Abwehraufstellung: Ein offensiver Ansatz verbessert auch die Fähigkeit zur Reaktion auf Vorfälle, indem er Pläne und Prozesse für den Ernstfall optimiert und Kosteneinsparungen ermöglicht (z.B. IR-Teams, Disaster-Recovery-Pläne – und deren regelmäßige Tests).

• Mehr Einfühlungsvermögen: Das Verständnis, wie Angreifer denken, hilft Cybersecurity-Teams, Attacken und nächste Schritte vorauszusehen, Risiken besser zu erkennen, effektive Täuschungstaktiken einzusetzen, gezielte Gegenmaßnahmen zu entwickeln und Verhaltensanalysen zu unterstützen.

• Informationen teilen: Darüber hinaus hilft eine Weitergabe von Informationen zu den Risiken. Ein solches Informationsplus erhöht das Risikobewusstsein, ermöglicht wirksamere Schulungen und erleichtert Analysen. Zudem können Sicherheitsexperten Cybervorfälle zutreffender zuordnen.

• Erhöhte Compliance: Eine offensive Cybersicherheitsstrategie hilft, Vorschriften einzuhalten. Sie ist zudem ein weiterer Beleg für proaktive Sicherheitsmaßnahmen, Datensicherheit und Sorgfaltspflicht – und damit für das Engagement des Unternehmens beim Einhalten gesetzlicher Vorgaben – wie ISO 27001, SOC 2 Typ 2, DSGVO, PCI-DSS oder HIPAA.

• Sichern von Geschäftsbeziehungen: Zudem verlangen Geschäftskunden, potenzielle Käufer oder auch Investoren auch einen solchen Schutz.

Auf der richtigen Seite bleiben

Wer Angriffe simuliert, kann schnell selbst straffällig werden oder andere schädigen. Diese ethischen Bedenken sollten bei allen Red-Team- oder Penetrationstest-Diensten eine Rolle spielen. Interessierte Unternehmen müssen seriöse Anbieter auswählen und sich den Testscope ausdrücklich genehmigen lassen, dabei Datenschutzgesetze berücksichtigen und nicht vermeidbare negative Folgen minimieren. Transparenz und ein klares Reporting sind unerlässlich. Der Nachweis entsprechender Zertifizierungen der Tester ist unbedingt einzufordern, um deren Integrität sicherzustellen. Mitarbeiter zu schulen ist ebenfalls eine zentrale und wesentliche Komponente. Zwingend ist auch die abteilungsübergreifende Kooperation beim Beheben der Schwachstellen nach dem Test. Rechenschaftspflicht und offene Kommunikation mit den Beteiligten vervollständigen den ethischen Rahmen, um sicherzustellen, dass die Tests verantwortungsbewusst durchgeführt werden und innerhalb der rechtlichen Grenzen bleiben.

Vorwärtsverteidigung

Der proaktive Ansatz durchbricht den oft monotonen und in Routine erstarrenden Zyklus, Schwachstellen automatisiert zu erkennen und zu beheben. Er ermöglicht es Unternehmen, ihr Cyber-Schicksal verstärkt in die eigene Hand zu nehmen. Eine offensive Cybersicherheitsstrategie ist nicht nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit für Unternehmen und IT-Entscheider, die hochentwickelten Angreifern einen Schritt voraus sein und ihre Cyber-Resilienz erhöhen wollen. (Bitdefender: ra)

eingetragen: 26.11.23
Newsletterlauf: 08.03.24

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Meldungen: Hintergrund

Zunahme von Fog- und Akira-Ransomware-Fällen

Arctic Wolf Labs verfolgt seit Anfang August 2024 eine deutliche Zunahme von Fog- und Akira-Ransomware-Fällen, bei denen der erste Zugang zu den Umgebungen der Opferunternehmen über SonicWall SSL VPN-Konten erfolgt.

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Kaspersky warnt vor einer weltweiten Spionage-Kampagne, die sich gegen die Fintech- und Trading-Branche richtet; betroffen sind sowohl Unternehmen als auch Einzelpersonen. Dabei nutzen die Bedrohungsakteure Telegram-Kanäle mit Finanzthemen zur Verbreitung einer Trojaner-Spyware.

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Im September 2024 entdeckte die Google Threat Analysis Group (TAG) und Mandiant "UNC5812", eine mutmaßliche hybride russische Spionage- und Beeinflussungskampagne. Diese verbreitet Windows- und Android-Malware über eine Telegram-Persona namens "Civil Defense".

Infostealer-Malware SYS01 auf Suche nach Zugangsdaten

Bitdefender Labs beobachtet weltweit Malvertising-Kampagnen zum Erbeuten persönlicher Zugangsdaten und zur Übernahme von Facebook-Businesskonten. Die Cyberkriminellen suchen mit dem SYS01-Infostealer nach persönlichen Daten, wollen die Nutzerkonten von Facebook (Meta)-Unternehmensseiten übernehmen und darauf aufbauend weitere Angriffe durchführen.

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Fachartikel

Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

Ineffiziente Reaktionen auf E-Mail-Angriffe sorgen bei Unternehmen jedes Jahr für Milliardenverluste. Für viele Unternehmen ist das Auffinden, Identifizieren und Entfernen von E-Mail-Bedrohungen ein langsamer, manueller und ressourcenaufwendiger Prozess. Infolgedessen haben Angriffe oft Zeit, sich im Unternehmen zu verbreiten und weitere Schäden zu verursachen. Laut Verizon dauert es bei den meisten Phishing-Kampagnen nur 16 Minuten, bis jemand auf einen bösartigen Link klickt. Bei einer manuellen Reaktion auf einen Vorfall benötigen Unternehmen jedoch circa dreieinhalb Stunden, bis sie reagieren. In vielen Fällen hat sich zu diesem Zeitpunkt der Angriff bereits weiter ausgebreitet, was zusätzliche Untersuchungen und Gegenmaßnahmen erfordert.

Zertifikat ist allerdings nicht gleich Zertifikat

Für Hunderte von Jahren war die Originalunterschrift so etwas wie der De-facto-Standard um unterschiedlichste Vertragsdokumente und Vereinbarungen aller Art rechtskräftig zu unterzeichnen. Vor inzwischen mehr als einem Jahrzehnt verlagerten sich immer mehr Geschäftstätigkeiten und mit ihnen die zugehörigen Prozesse ins Internet. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mit dem Zeitalter der digitalen Transformation beginnen handgeschriebene Unterschriften auf papierbasierten Dokumenten zunehmend zu verschwinden und digitale Signaturen werden weltweit mehr und mehr akzeptiert.

Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

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