Quo vadis IT-Sicherheit in KRITIS?

Entwurf des IT-Sicherheitsgesetzes 2.0 erntet Kritik von PSW Group

Obwohl noch im Entwurf, ist jetzt schon klar, dass das IT-Sicherheitsgesetz 2.0 sowohl Hersteller als auch Betreiber künftig verstärkt in die Pflicht nehmen wird



IT-Systeme in kritischen Infrastrukturen (KRITIS) sind nicht vor Cyberangriffen gefeit. Wie aus dem "Lagebericht der IT-Sicherheit in Deutschland 2020" hervorgeht, stieg allein die Anzahl der Hackerattacken im Gesundheitsbereich mit Fokus auf Krankenhäuser von elf Attacken in 2018 auf 43 Attacken in 2020. Auch Angriffe im Energiesektor nahmen deutlich zu: In den vergangenen drei Jahren stieg die Anzahl der Angriffe von vier auf 26. Insgesamt mehr als 400 meldepflichtige IT-Sicherheitsvorfälle bei KRITIS-Betreibern wurden 2020 angezeigt – ein Anstieg von über 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die Bundesregierung hat erkannt, dass KRITIS-Betreiber Nachholbedarf haben und in der Folge das IT-Sicherheitsgesetz angepasst werden muss. "In der KRITIS fehlt es derzeit am Wesentlichen: Betreiber setzen auf alte Geräte, die zum Teil keine Updates mehr erhalten, eine fehlende Routine macht insbesondere multiple Angriffe erfolgreicher und Mitarbeiter werden nicht oder unzureichend geschult", so Patrycja Schrenk, Geschäftsführerin der PSW Group, zu den hohen Zahlen. Verständlich, wenn hier nachgerüstet werden muss.

Doch obwohl noch im Entwurf, ist jetzt schon klar, dass das IT-Sicherheitsgesetz 2.0 sowohl Hersteller als auch Betreiber künftig verstärkt in die Pflicht nehmen wird. Der aktuell dritte Entwurf sorgt vor allem angesichts der Verhältnismäßigkeit diverser Passus für reichlich Diskussionsspielraum und erregt auch den Unmut der IT-Sicherheitsexperten der PSW Group: "Zum einen ignoriert das für das Gesetz zuständige Bundesministerium des Inneren offenbar Vorschläge von UP KRITIS, einer extra ins Leben gerufenen öffentlich-privaten Kooperation zwischen verschiedenen KRITIS-Betreibern, Verbänden und staatlichen Stellen, zur Neuauflage des IT-Sicherheitsgesetzes. Das ist ärgerlich und wenig zielführend. Vor allem aber sehe ich einige neue Sonderrechte des BSI als strittig und es fehlt mir insgesamt an Transparenz und Nachvollziehbarkeit von Bestimmungen", kritisiert Schrenk.

So erhält das BSI mit dem IT-Sicherheitsgesetz 2.0 neue Befugnisse: Es darf hacken und muss Sicherheitslücken nicht zwangsläufig veröffentlichen. Um Betroffene von Sicherheitslücken oder –vorfällen zu benachrichtigen, bekommt das BSI darüber hinaus das Recht, Bestandsdaten wie Name oder Adresse bei Telekommunikationsanbietern abzufragen. Zudem darf die Behörde Informationen über ihr bekannte Sicherheitslücken oder Schadprogramme zurückhalten, wenn damit eine Weiterverbreitung oder rechtswidrige Ausnutzung verhindert werden kann oder weil sie gegenüber Dritten zur Vertraulichkeit verpflichtet ist. "Diesen Passus erachte ich als extrem strittig. Denn so können Geheimdienste und die Polizei Zero-Day-Exploits weiter für eigene Zwecke nutzen", kritisiert Schrenk.

Weiter ermächtigt das IT-Sicherheitsgesetz 2.0 das BSI, freiwillige IT-Sicherheitskennzeichen einzuführen. Ein solches Kennzeichen besteht aus der Zusicherung eines Herstellers oder Diensteanbieters, dass sein Produkt bestimmte IT-Sicherheitsanforderungen erfüllt sowie aus einer Information des Bundesamtes über sicherheitsrelevante IT-Eigenschaften des Produktes. "Ein solches freiwilliges IT-Sicherheitskennzeichen klingt zunächst nicht schlecht. Es ist aber ein nationaler Alleingang, der die Wirksamkeit europäischer Bestimmungen beschädigen könnte. Neben einem erhöhten Aufwand für Unternehmen ist auch Verbrauchern nur bedingt geholfen, wenn eine immer größer werdende Zahl an Gütesiegeln eher Verwirrung stiftet", meint Patrycja Schrenk.

Geplant ist zudem eine 12-monatige Speicherzeit für Protokolldaten: Kommunizieren Bürger und Verwaltungseinrichtungen oder Parlamentarier online miteinander, können vom BSI anfallende Protokolldaten inklusive persönlicher Nutzerinformationen wie IP-Adresse zwölf Monate lang gespeichert und ausgewertet werden. So darf das BSI interne Protokollierungsdaten aus allen Behörden als Aufzeichnung über die Art der IT-Nutzung zur Gefahrenabwehr für die bundesinterne Kommunikationstechnik verarbeiten. Trojaner wie Emotet oder komplexe Angriffe sollen so besser erkannt werden.

"Für den aktuellen Entwurf des IT-Sicherheitsgesetzes hätte ich mir eine bessere Evaluation des 2015 verabschiedeten Ursprungsgesetzes gewünscht. Zudem erinnern die Bußgeldregelungen stark an die der DSGVO. Eigene Überlegungen wären hier besser gewesen. Denn die DSGVO soll das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Bürgers sowie dessen Datenschutz stärken, das IT-Sicherheitsgesetz 2.0 die IT-Sicherheit der KRITIS-Betreiber. Beides mit demselben Maß zu bemessen, halte ich für unüberlegt", kritisiert die IT-Sicherheitsexpertin. (PSW Group: ra)

eingetragen: 02.03.21
Newsletterlauf: 17.05.21

PSW Group: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Unternehmen

Ransomware-Angriffe erfolgreich abwehren

Nextron Systems setzt ihre Mission zur Bekämpfung und frühzeitigen Erkennung von Cyberkriminalität fort. Als aufstrebender Thought Leader der Branche geht Nextron entschlossen voran, um Unternehmen weltweit vor den wachsenden Bedrohungen in der digitalen Welt zu schützen.

Security-Check für Krankenhaus-IT

Krankenhäuser verarbeiten zahlreiche Gesundheitsdaten von Patientinnen und Patienten. Das Krankenhausinformationssystem (KIS), eine spezielle Software in der Medizinbranche, ist das Herzstück der medizinischen Versorgung und Datenhaltung. Wie sicher sind diese Systeme, und wie sicher sind sensible Daten bei der Übertragung?

Vereinheitlichung der Meldefristen für Schwachstellen

In den Trilog-Verhandlungen über den Cyber Resilience Act haben EU-Kommission, Europaparlament und der Rat der Europäischen Union eine Einigung erzielt.

CBL Datenrettung: Service-Partner EZSVS in Frankfurt a.M.

Das Büro des IT-Dienstleisters EZSVS (Germany) GmbH (gesprochen "easy services") in Frankfurt am Main ist ab sofort Servicepartner der CBL Datenrettung GmbH. Kundinnen und Kunden können hier defekte Speichermedien persönlich abgeben.

Besuchen Sie SaaS-Magazin.de

SaaS, On demand, ASP, Cloud Computing, Outsourcing >>>

Kostenloser Newsletter

Werktäglich informiert mit IT SecCity.de, Compliance-Magazin.de und SaaS-Magazin.de. Mit einem Newsletter Zugriff auf drei Online-Magazine. Bestellen Sie hier

Fachartikel

Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

Ineffiziente Reaktionen auf E-Mail-Angriffe sorgen bei Unternehmen jedes Jahr für Milliardenverluste. Für viele Unternehmen ist das Auffinden, Identifizieren und Entfernen von E-Mail-Bedrohungen ein langsamer, manueller und ressourcenaufwendiger Prozess. Infolgedessen haben Angriffe oft Zeit, sich im Unternehmen zu verbreiten und weitere Schäden zu verursachen. Laut Verizon dauert es bei den meisten Phishing-Kampagnen nur 16 Minuten, bis jemand auf einen bösartigen Link klickt. Bei einer manuellen Reaktion auf einen Vorfall benötigen Unternehmen jedoch circa dreieinhalb Stunden, bis sie reagieren. In vielen Fällen hat sich zu diesem Zeitpunkt der Angriff bereits weiter ausgebreitet, was zusätzliche Untersuchungen und Gegenmaßnahmen erfordert.

Zertifikat ist allerdings nicht gleich Zertifikat

Für Hunderte von Jahren war die Originalunterschrift so etwas wie der De-facto-Standard um unterschiedlichste Vertragsdokumente und Vereinbarungen aller Art rechtskräftig zu unterzeichnen. Vor inzwischen mehr als einem Jahrzehnt verlagerten sich immer mehr Geschäftstätigkeiten und mit ihnen die zugehörigen Prozesse ins Internet. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mit dem Zeitalter der digitalen Transformation beginnen handgeschriebene Unterschriften auf papierbasierten Dokumenten zunehmend zu verschwinden und digitale Signaturen werden weltweit mehr und mehr akzeptiert.

Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

Diese Webseite verwendet Cookies - Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Anzeigen zu personalisieren, Funktionen für soziale Medien anbieten zu können und die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren. Außerdem geben wir Informationen zu Ihrer Verwendung unserer Website an unsere Partner für soziale Medien, Werbung und Analysen weiter. Unsere Partner führen diese Informationen möglicherweise mit weiteren Daten zusammen, die Sie ihnen bereitgestellt haben oder die sie im Rahmen Ihrer Nutzung der Dienste gesammelt haben. Mit dem Klick auf „Erlauben“erklären Sie sich damit einverstanden. Weiterführende Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.