Ausnutzung von Zero-Day-Schwachstellen

Ransomware-Analyse: Schadsoftware in Deutschland weiter auf dem Vormarsch

In den zwölf Monaten von Juli 2022 bis Juni 2023 bleibt Deutschland das am vierthäufigsten angegriffene Land der Welt und das am meisten angegriffene Land außerhalb des englischsprachigen Raums



Wie in den USA und im Vereinigten Königreich hat die Zahl der Ransomware-Angriffe in den vergangenen vier Monaten deutlich zugenommen. März, April und Mai waren sogar die am stärksten betroffenen Monate im Beobachtungszeitraum. Im Mai gab es in Deutschland 24 bekannte Angriffe. Damit war es der am schlimmsten betroffene Monat des vergangenen Jahres – mit fast dreimal so vielen Angriffen wie im Durchschnitt der vorangegangenen elf Monate.

Obwohl ein Teil des Anstiegs auf eine geringfügige Zunahme der Zahl der in Deutschland operierenden Ransomware-Gruppen zurückzuführen ist, scheint die Hauptursache eine Zunahme der Aktivitäten von Gruppen zu sein, die bereits aktiv waren. Fünf verschiedene Banden waren sowohl im Mai als auch im Juni 2023 für mehr als einen Anschlag verantwortlich.

In Deutschland vor allen Dingen Logistik-, Bau- und Technologiebranche betroffen

Der Dienstleistungssektor war in den vergangenen zwölf Monaten in Deutschland mit 29 Prozent aller bekannten Angriffe am stärksten betroffen. Das entspricht in etwa dem weltweiten Durchschnitt und dem Bild in anderen wichtigen Zielländern für Ransomware wie den USA, dem Vereinigten Königreich und Frankreich.

Auffällig in Deutschland ist zudem: Die gezielte Ausrichtung auf das Bildungswesen, wie sie in den USA und im Vereinigten Königreich vor allen Dingen in den vergangenen zwölf Monaten zu beobachten ist, scheint Deutschland erspart geblieben zu sein. Der Gesundheitssektor war im Gegensatz zu den USA ebenfalls kein wesentliches Ziel und auch der öffentliche Sektor blieb von der Aufmerksamkeit von Angreifern verschont, die er im benachbarten Frankreich erfährt.

Ein Vergleich zwischen Deutschland und dem Rest der Welt zeigt jedoch, dass in Deutschland bestimmte Branchen proportional stärker betroffen waren als anderswo: vor allem Logistik, Bauwesen und Technologie. Die Ransomware-Gruppen scheinen sich in Deutschland voll und ganz auf Unternehmen zu konzentrieren.

Ausnutzen von Zero-Days: Neue Ransomware-Taktiken im Anmarsch?

In den vergangenen zwölf Monaten hat Malwarebytes 23 Ransomware-Gruppen aufgespürt, die in Deutschland operieren. Neun von ihnen waren für fünf oder mehr bekannte Angriffe verantwortlich, darunter die als Cl0P bekannte Gruppe.

LockBit war in den vergangenen zwölf Monaten in Deutschland die aktivste Gruppe, ebenso wie in den USA, dem Vereinigten Königreich und Frankreich. Black Basta war in Deutschland in den vergangenen zwölf Monaten (nach den USA) die zweitaktivste Gruppe. Damit setzte sich der Trend fort, dass sich Black Basta vor allen Dingen auf Deutschland konzentriert. Darüber hatte Malwarebytes erstmals im April berichtetet. Black Basta verübte in Deutschland doppelt so viele Angriffe wie im Vereinigten Königreich oder in Kanada, während sie in Frankreich nur einen Angriff meldete.

Das Vorhandensein von Cl0P und MalasLocker in den Top Ten ist ebenfalls bezeichnend und könnte ein Hinweis auf eine Änderung der Ransomware-Taktik und eine mögliche Eskalation des Ransomware-Problems sein. Die Angriffe von MalasLocker erfolgten alle in einem einzigen Monat, nämlich im Mai. Cl0P war nur in vier der letzten 12 Monate aktiv und verzeichnete die Hälfte seiner bekannten Angriffe ebenfalls in nur einem einzigen Monat. Trotzdem gehörten beide Gruppen im letzten Jahr zu den produktivsten Gruppen in Deutschland. Dies gelang ihnen durch Kampagnen, die auf spezifische, nicht gepatchte Sicherheitslücken abzielten. MalasLocker nutzte eine Schwachstelle in Zimbra-Servern, um im Mai aus dem Nichts als die am weitesten verbreitete Ransomware in Deutschland und weltweit aufzutauchen. Cl0P nutzte eine ähnliche Taktik, indem es Zero-Days in GoAnywhere und MOVEit Transfer ausnutzte.

Es ist ein Merkmal des Ransomware-Ökosystems, dass andere Gruppen schnell nachziehen, wenn eine Gruppe eine neue und erfolgreiche Taktik entdeckt. Die letzte große Veränderung fand 2019 statt, als die Ransomware-Gruppe Maze eine umfassende Umstellung auf die sogenannte "doppelte Erpressung" (Double Extortion) auslöste, bei der sowohl Verschlüsselung als auch die Androhung von Datenlecks eingesetzt werden, um Opfer zu erpressen. Der Einsatz von Zero-Days bei Cl0P hat das Potenzial, einen ähnlichen Wandel herbeizuführen. Ob dies der Fall ist, wird letztlich von der Investitionsrentabilität der Taktik abhängen.

Marcelo Rivero, Ransomware-Spezialist bei Malwarebytes, sieht in Cl0Ps jüngster Kampagne nur einen Teilerfolg für die Gruppe: "Aus Sicht von Cl0P war die Kampagne ein gemischter Erfolg. Zwar wurde eine bisher unbekannte Schwachstelle ausgenutzt, doch die allgemein niedrige Qualität der gestohlenen Daten könnte die Gruppe nicht zufriedengestellt haben."

Die Cl0P-Kampagnen im Jahr 2023 haben gezeigt, dass Ransomware-Banden die Kosten und die Komplexität des Einsatzes von Zero-Days inzwischen bewältigen können. Und wenn sie dies tun, kann das Volumen der Angriffe weit über das hinausgehen, was mit anderen Ansätzen bisher möglich war. (Malwarebytes: ra)

eingetragen: 20.08.23
Newsletterlauf: 13.09.23

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Meldungen: Statistiken

Double-Extortion Attacks: Verschlüsselung plus Datenklau

Der Internet Security Report für das zweite Quartal des Jahres 2023 von WatchGuard Technologies zeigt die wichtigsten Malware-Trends und Bedrohungen für die Netzwerk- und Endpunktsicherheit. Die Analyse der Forscher des WatchGuard Threat Labs ergab unter anderem, dass 95 Prozent der Malware über verschlüsselte Verbindungen übertragen werden. Weitere Erkenntnis: Es gibt zwar in Summe weniger Endpunkt-Malware, gleichzeitig sind entsprechende Kampagnen jedoch breiter angelegt. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich im Hinblick auf Ransomware.

Höhe von Lösegeldforderungen sprunghaft angestiegen

Cyber-Kriminelle setzen hauptsächlich auf Ransomware bzw. Ransomware-as-a-Service (RaaS) als bevorzugtes Angriffsmittel. Zum sechsten Mal in Folge haben die Threat-Intelligence-Experten von OpenText Cybersecurity die vorherrschende Bedrohungslandschaft genauer unter die Lupe genommen und die aktuellen Malware-Trends identifiziert.

Finanzstarke Nationen stärker im Fokus von Cyberkriminelle

In der ersten Jahreshälfte 2023 wurden auf rund 16 Prozent der ICS-Computer (Rechner für industrielle Kontrollsysteme) in Deutschland schädliche Objekte entdeckt und blockiert, wie aktuelle Analysen des Kaspersky ICS CERT zeigen. Weltweit war jeder dritte ICS-Rechner (34 Prozent) betroffen.

Wachsende Zahl unvollständiger oder fehlerhafter Patches

Trend Micro gab bekannt, dass ihre Zero Day Initiative (ZDI) in diesem Jahr bereits über 1.000 Hinweise ("Advisories") auf einzelne Schwachstellen in IT-Produkten veröffentlichte. Vor diesem Hintergrund warnt das Unternehmen davor, dass immer häufiger fehlerhafte oder unvollständige Patches veröffentlicht oder diese durch die betroffenen Hersteller heimlich ausgerollt werden.

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Fachartikel

Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

Ineffiziente Reaktionen auf E-Mail-Angriffe sorgen bei Unternehmen jedes Jahr für Milliardenverluste. Für viele Unternehmen ist das Auffinden, Identifizieren und Entfernen von E-Mail-Bedrohungen ein langsamer, manueller und ressourcenaufwendiger Prozess. Infolgedessen haben Angriffe oft Zeit, sich im Unternehmen zu verbreiten und weitere Schäden zu verursachen. Laut Verizon dauert es bei den meisten Phishing-Kampagnen nur 16 Minuten, bis jemand auf einen bösartigen Link klickt. Bei einer manuellen Reaktion auf einen Vorfall benötigen Unternehmen jedoch circa dreieinhalb Stunden, bis sie reagieren. In vielen Fällen hat sich zu diesem Zeitpunkt der Angriff bereits weiter ausgebreitet, was zusätzliche Untersuchungen und Gegenmaßnahmen erfordert.

Zertifikat ist allerdings nicht gleich Zertifikat

Für Hunderte von Jahren war die Originalunterschrift so etwas wie der De-facto-Standard um unterschiedlichste Vertragsdokumente und Vereinbarungen aller Art rechtskräftig zu unterzeichnen. Vor inzwischen mehr als einem Jahrzehnt verlagerten sich immer mehr Geschäftstätigkeiten und mit ihnen die zugehörigen Prozesse ins Internet. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mit dem Zeitalter der digitalen Transformation beginnen handgeschriebene Unterschriften auf papierbasierten Dokumenten zunehmend zu verschwinden und digitale Signaturen werden weltweit mehr und mehr akzeptiert.

Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

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