Bedrohungen gegen die kritische Infrastruktur

Trellix beobachtet deutlichen Anstieg von Cyber-Attacken gegen kritische Infrastruktur angesichts zunehmender geopolitischer Spannungen

Laut dem aktuellen Bericht kam es im 4. Quartal 2021 zu Angriffen mit Wiper-Malware gegen die Ukraine, gleichzeitig häuften sich Cyber-Bedrohungen vermutlich russischen Ursprungs



Trellix veröffentlichte ihren "Threat Labs Report: April 2022" über die Aktivitäten von Cyber-Kriminellen in den letzten sechs Monaten. Daraus geht deutlich hervor, dass sich Cyber-Angriffe vermehrt gegen einzelne Verbraucher richten. Aber auch das Gesundheitswesen sowie die Transport-, Fracht-, Fertigungs- und IT-Branchen verzeichnen einen starken Anstieg der Bedrohungen.

"Wir befinden uns in einer kritischen Phase der Cyber-Sicherheit und beobachten zunehmend feindlich gesinntes Verhalten auf einer immer größeren Angriffsoberfläche", erklärt Christiaan Beek, Lead Scientist und Principal Engineer bei Trellix Threat Labs. "Unsere Welt hat sich fundamental verändert. Im 4. Quartal zeichnete sich zunächst eine Wende nach der zweijährigen Pandemie ab, die Cyber-Kriminelle für ihre Zwecke genutzt hatten. Die Log4Shell-Schwachstelle betraf zum Beispiel Hunderte Millionen Geräte. Doch wir mussten feststellen, dass sich die Dynamik im neuen Jahr fortsetzte und internationale Cyber-Aktivitäten sprunghaft zunahmen."

Bedrohungen gegen die kritische Infrastruktur

Im 4. Quartal 2021 richteten sich die Cyber-Aktivitäten verstärkt gegen systemrelevante Sektoren:

>> Transport und Fracht waren das Ziel von 27 Prozent aller aufgedeckten Fälle von Advanced Persistent Threat (APT) (Aktivitäten feindlicher und heimlich agierender Akteure).

>> Das Gesundheitswesen wurde am zweithäufigsten attackiert; 12 Prozent aller aufgedeckten Angriffe entfielen auf diesen Sektor.

>> Im Vergleich zum 3. Quartal stieg die Anzahl der Bedrohungen gegen die Fertigungsindustrie im 4. Quartal um 100 Prozent und gegen die IT-Branche um 36 Prozent.

>> Unter den Kunden von Trellix entfielen 62 Prozent aller beobachteten Detektionen im 4. Quartal 2021 auf den Transportsektor.

Anfang April veröffentlichte Trellix den globalen Cyber Readiness Report. Der Bericht untersucht, wie sich Anbieter kritischer Infrastrukturen auf Cyber-Angriffe vorbereiten. Dabei wird deutlich, dass viele Anbieter in diesem Bereich trotz eklatanter Sicherheitsverstöße keine Best-Practices für Cyber-Sicherheit implementiert haben.

Bedrohungen gegen die Ukraine

Trellix Threat Labs befasste sich eingehend mit Cyber-Bedrohungen gegen die Ukraine, zum Beispiel mit Wiper-Malware, einer Schadsoftware, die infizierte Geräte durch Zerstörung wichtiger Speicherinformationen unbrauchbar macht. Untersucht wurden Whispergate und HermeticWiper – zwei Malware-Varianten, die vor und während der Invasion der Ukraine zum Einsatz kamen – im Hinblick auf Ähnlichkeiten und Unterschiede. Diese Schadsoftware wurde eingesetzt, um die Kommunikationsmöglichkeiten in der Ukraine lahmzulegen und somit die ukrainischen IT-Systeme zu destabilisieren.

Der heutige Bericht listet die Akteure hinter den Bedrohungen gegen die Ukraine auf, darunter Actinium APT, Gamaredon APT, Nobelium APT (auch APT29 genannt), UAC-0056 und Shuckworm APT. APT29 machte 30 Prozent der Detektionen aller im 4. Quartal 2021 von Trellix festgestellten APT-Aktivitäten aus.

Der Bericht beinhaltet auch Empfehlungen für Organisationen, die ihre Umgebung proaktiv vor den Taktiken solcher Akteure schützen möchten. Weitere Hintergrundinformationen über die Cyber-Aktivitäten gegen die Ukraine erfahren Sie im Trellix Threat Center und Threat Labs Blog.

Taktiken, Techniken & Verfahren

Trellix beobachtete den fortgesetzten Einsatz von Living-off-the-Land (LoTL)-Methoden. Kriminelle Angriffe erfolgen dabei über bestehende Software und die native Steuerung eines Geräts. Die Windows Command Shell (CMD) (53 Prozent) und PowerShell (44 Prozent) zählten im 4. Quartal 2021 zu den am häufigsten verwendeten NativeOS Binärdateien. Remote Services (36 Prozent) waren die am häufigsten verwendeten administrativen Tools.

Trellix Threat Labs hat kürzlich LoTL-Methoden entdeckt, mit deren Hilfe die vermutlich südkoreanische APT-Gruppe DarkHotel Malware in Luxushotels infiltriert. Über Excel-Dateien werden erfolgreich Informationen über prominente Gäste auf Dienst- oder Konferenzreise gesammelt.

Anfang des Jahres identifizierte Trellix Threat Labs auch einen mehrstufigen Spionageangriff auf das Büro eines Premierministers. Hochrangige Regierungsmitglieder und Vertreter des Verteidigungssektors sollten auf diese Weise überwacht werden. Dabei verschafften sich die Angreifer über Microsoft OneDrive als Command-and-Control-(C2)-Server sowie Excel Zugriff auf die Umgebung des infizierten Geräts.

Weitere Methoden und Techniken, die in den letzten Monaten verstärkt zum Einsatz kamen:

>> Das Tool, das APT-Gruppen im 4. Quartal 2021 am häufigsten einsetzten, war Cobalt Strike – mit einem Zuwachs von 95 Prozent gegenüber dem 3. Quartal.

>> Verschleierte Dateien bzw. Informationen waren die Techniken, die im 4. Quartal 2021 am häufigsten beobachtet wurden, gefolgt von Referenzen aus Internetbrowsern sowie File and Directory Discovery.

>> Bei den berichteten Vorfällen wurde Malware im 4. Quartal 2021 am häufigsten verwendet (in 46 Prozent aller Vorfälle), das entspricht einem Anstieg um 15 Prozent gegenüber dem 3. Quartal.

Bedrohungen gegen Einzelpersonen

Bemerkenswert ist der erhebliche Anstieg um 73 Prozent der gegen Einzelpersonen und Personen des öffentlichen Lebens gerichteten Cyber-Vorfälle, den der Bericht dokumentiert. Dieser Bereich rückte im 4. Quartal 2021 am stärksten ins Visier der Angreifer. Er umfasst Bedrohungen über soziale Medien, Mobilgeräte und andere Dienste, bei denen Verbraucher Daten und Anmeldeinformationen speichern. So entdeckte Facebook im 4. Quartal 2021 Spyware-Kampagnen gegen Nutzer auf der ganzen Welt. Android-Nutzer weltweit wurden von einer anderen kriminellen Gruppierung mit Joker Malware attackiert. Solche Angriffe sind meist politisch motiviert und sollen die Interaktionen und Kontakte einzelner Personen nachverfolgen.

Zuvor hatte Trellix gemeinsam mit dem Center for Strategic and International Studies den Bericht In the Crosshairs: Organizations and Nation-State Cyber Threats veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass der Zugriff auf Konsumentendaten das Motiv für knapp die Hälfte der staatlich gestützten Cyber-Attacken war und wahrscheinlich auch weiterhin sein wird.

Bedrohungsaktivitäten im 4. Quartal 2021

>> Ransomware-Familien. Lockbit (21 Prozent) war die verbreitetste Ransomware-Familie, die im 4. Quartal 2021 entdeckt wurde – mit einem Anstieg von 21 Prozent gegenüber dem 3. Quartal – gefolgt von Cuba (18Prozent) und Conti (16 Prozent).

>> Ransomware-Festnahmen. Dank des Einschreitens von Strafverfolgungsbehörden weltweit rangierte REvil/Sodinokibi, die gängigste Ransomware-Familie im 3. Quartal 2021, im 4. Quartal nicht mehr unter den häufigsten Detektionen.

>> Ransomware-Zunahme. Ein massiver Anstieg von Ransomware-Aktivitäten wurde im 4. Quartal 2021 in Italien (793 Prozent), in den Niederlanden (318 Prozent) und in der Schweiz (173 Prozent) verzeichnet. Indien (70 Prozent) und das Vereinigte Königreich (47 Prozent) erlebten ebenfalls starke Zuwächse gegenüber dem 3. Quartal.

>> Malware-Familien. Auf RedLine Stealer (20 Prozent), Raccoon Stealer (17 Prozent), Remcos RAT (12 Prozent), LokiBot (12 Prozent) und Formbook (12 Prozent) entfielen knapp 75 Prozent der im 4. Quartal 2021 beobachteten Malware-Familien.

Methodik

Der Bericht "Threat Labs Report: April 2022" stützt sich auf eigene Daten aus dem Trellix-Netzwerk, das über 1 Milliarde Sensoren umfasst, sowie auf Open-Source Intelligence und von Trellix Threat Labs durchgeführte Untersuchungen vorherrschender Bedrohungen wie Ransomware und staatliche Aktivitäten. Dabei wurde mit Telemetriedaten im Zusammenhang mit der Erkennung von Bedrohungen gearbeitet. Von Erkennung spricht man, wenn eine Datei, URL, IP-Adresse oder ein anderer Indikator entdeckt und über das Trellix-XDR-Ökosystem kommuniziert wird.

(Tellix: ra)

eingetragen: 29.04.22
Newsletterlauf: 12.07.22

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Meldungen: Statistiken

Quishing – ausgefeiltere Techniken

Trend Micro zeigt in ihrem E-Mail Threat Landscape Report, aktuelle Veränderungen in der Cyber-Bedrohungslandschaft. Unter anderem setzen Cyberkriminelle beim Phishing von Anmeldedaten verstärkt auf Links in E-Mail-Anhängen und QR-Codes.

Conversation-Hijacking hat seit 2022 um 70 Prozent zugenommen

Barracuda Networks hat den Report "E-Mail Threats and Trends, Vol. 1" veröffentlicht. Wie der Report zeigt, machten Business E-Mail Compromise-Angriffe (BEC) in den vergangenen zwölf Monaten 10,6 Prozent der E-Mail-basierten Social-Engineering-Angriffe aus.

111 Prozent mehr entschärfte DDoS-Angriffe

Distributed Denial of Service (DDoS)-Angriffe stellen weiterhin eine große Bedrohung dar. Die Zunahme von DDoS-Angriffen betrifft mehrere vertikale Branchen, darunter Telekommunikation und ISPs (548 Prozent), das Gesundheitswesen (236 Prozent) und die Gaming-Branche (208 Prozent).

Bedrohungen gegen ICS-Computer

Industrieunternehmen weltweit sind weiterhin ein beliebtes Ziel von Cyberkriminellen, wie die aktuelle Analyse des Kaspersky ICS CERT zeigt. So wurden im ersten Quartal dieses Jahres auf 24,4 Prozent der ICS-Computer weltweit schädliche Objekte blockiert.

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Fachartikel

Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

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Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

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