Alter schützt vor Schaden nicht


Trend Micro-Sicherheitsbericht belegt Gefährlichkeit seit langem bekannter Angriffsszenarien wie Malvertising, Makroviren und Erpresser-Software
Online-Werbung hat sich zu einer beliebten Methode entwickelt, Exploits zu transportieren

(22.06.15) - Manchmal scheint der "Einfallsreichtum" der Cyberkriminellen keine Grenzen zu kennen, manchmal genügt es aber auch, wenn sie auf "Altbewährtes" zurückgreifen. Die im ersten Quartal 2015 beobachteten Cyberangriffe waren nicht neu, sie nutzten weit verbreitete Taktiken und waren doch enorm effektiv: Werbeanzeigen im Internet und auf mobilen Portalen, Erpresser-Software sowie Makroviren stellten sowohl für Privatanwender als auch für Unternehmen eine ernstzunehmende Gefahr dar. Eine Übersicht über diese und weitere Themen enthält der Sicherheitsbericht der IT-Sicherheitsanbieterin Trend Micro.

Dass die größten Sicherheitslücken oft übersehen werden, zeigt das Beispiel "Malvertising": Auch wenn Anwender regelmäßig ihre Rechner aktualisieren, vorsichtig agieren und nur vertrauenswürdige Seiten aufsuchen, können sie Opfer von Angriffen werden. Online-Werbung hat sich zu einer beliebten Methode entwickelt, Exploits zu transportieren. Was viel damit zu tun hat, dass Anwender nicht beeinflussen können, welche Anzeigen sie eingeblendet bekommen.

Die neuesten Malvertising-Angriffe sind durch den Einsatz von Zero-Day-Exploits zu einer ernsthaften Bedrohung geworden. Denn diese Kombination unterläuft gleich zwei der gängigen Sicherheitsempfehlungen nämlich nur vertrauenswürdige Websites aufzurufen und Anwendungen mit den neuesten Patches aktualisiert zu halten.

Drei Beispiele aus dem ersten Quartal 2015 verdeutlichen dies: Während "BEDEP" mittels Exploit-Kits über bösartige Werbung von legitimen Websites auf die Rechner der Anwender gelangte, gab es auch eine (nicht so gut dokumentierte) Infektionsmethode über "legitime" Software: Die "Superfish"-Adware veranschaulichte, dass Anwendungen heutzutage oft Komponenten haben, die ein Sicherheitsrisiko darstellen. Inzwischen hat der Hersteller das Werbe-Add-on für Browser entfernt, das auf 52 Laptop-Modellen vorinstalliert war. Eine besonders aggressive Form der Adware aus dem "MDash Development Kit" fanden Forscher Trend Micros bei über 2.000 Android-Apps, die im "Google Play Store" enthalten waren. Trend Micro hat sie gemeinsam mit Google inzwischen aus dem Store entfernt.

Udo Schneider, Security Evangelist bei Trend Micro, kommentiert: "Aus Sicht von 'Otto Normalnutzer' ist 'Malvertising' eine der gefährlichsten Internetbedrohungen. Denn mehr noch als in anderen Fällen kann es Schaden anrichten, selbst wenn man als Nutzer alles richtig macht. Es kann Menschen treffen, die alle Sicherheitspatches installiert haben, die auf keine Links klicken und nur vertrauenswürdige Websites besuchen. Mit anderen Worten: Eine Vorsichtsmaßnahme, die vor Malvertising schützt, gibt es nicht. Ob man verschont bleibt, ist reine Glückssache."

Erpresser-Software nimmt Unternehmen ins Visier
Die Verbreitung von Erpresser-Software nimmt weiter zu. Speziell die von Crypto-Ransomware, deren Infektionsrate sich zwischen dem ersten Quartal 2014 und dem ersten Quartal 2015 vervierfacht hat. Fast die Hälfte (49 Prozent) aller in den ersten drei Monaten dieses Jahres entdeckten Infektionen entfiel hierauf. Anders als bei früheren Varianten wie etwa dem BKA-Trojaner werden die betroffenen Anwender nicht nur von ihrem Rechner "ausgesperrt", sondern auch dazu gezwungen, Lösegeld zu zahlen, um wieder an die von den Kriminellen verschlüsselten Dateien zu gelangen. Bestimmte Varianten arbeiten mit Routinen, die direkt auf Unternehmen abzielen: So kann "TorrentLocker" Dateien in Netzwerk-Freigabeordnern verschlüsseln und weist damit ein Verhalten auf, das normalerweise in Unternehmensnetzwerken zu finden ist, während "Ransomweb" Websites und Webserver unzugänglich macht.

Innerhalb eines Quartals stieg der Anteil der Erpressersoftware, der auf große Unternehmen abzielte, von 16 auf 28 Prozent, während der Anteil der Malware für Privatanwender von 72 auf 52 Prozent zurückging. Der Anteil für kleine und mittelständische Unternehmen stieg von sechs auf vierzehn Prozent. Neben Unternehmen und deren Mitarbeitern sind auch "Nischenanwender" ins Visier geraten: Mit "Teslacrypt" hatte es eine Crypto-Ransomware-Variante auf Online-Gamer abgesehen, die Software- und Spieledaten ebenso verschlüsselte wie Dokumente und Backupdateien der Anwender. Deren Vertrauen hatten die Cyberkriminellen mithilfe des "Freemium-Modells" gewonnen, nun sind sie zum Angriff übergegangen.

Laut Udo Schneider muss man davon ausgehen, dass sich der Anstieg bei Ransomware-Infektionen fortsetzen wird. Der Grund liege auf der Hand: "Mithilfe von Ransomware lässt sich aus Malware-Infektionen schnelles Geld machen. Im Vergleich zu einer Angriffsstrategie, bei der die Angreifer aus infizierten Computern ein Botnetz aufbauen, mit dessen Hilfe Bankdaten entwenden und dann Geld von Bankkonten stehlen, lässt sich aus Ransomware-Infektionen viel schneller Gewinn schlagen. Anders ausgedrückt: Der durchschnittliche Gewinn pro Malware-Infektion fällt deutlich höher aus."

Makroviren kehren zurück
Auffällig war im ersten Quartal auch die Rückkehr der Makroviren: Sie waren mit dem "Microsoft Word Concept Virus" erstmals vor 20 Jahren aufgetaucht, ehe sie Mitte der 2000er Jahre im Zuge der durch Microsoft gemachten Sicherheitsänderungen von der Bildfläche verschwanden. Beim Wechsel vom .DOC- auf das .DOCX-Format hatte Microsoft die Implementierung von Makros in Office-Dokumenten zwar geändert, sie sind aber nach wie vor ausführbar. Nachdem sie 2014 zurückgekehrt waren, haben sie sich im ersten Quartal dieses Jahres mehr als verdoppelt: Allein zwischen Januar und März gab es weltweit fast 100.000 Infektionen mit Makroviren.

"Auffällig hierbei: Erst die tatkräftige Unterstützung durch die Opfer macht die Angriffe erfolgreich was zeigt, welch große Rolle 'Social Engineering' spielt. Mit geschickt formulierten Mails beziehungsweise dem Dokumenteninhalt werden die Benutzer dazu gebracht, die Makros doch zu aktivieren. Dies funktioniert natürlich umso besser, je mehr die Cyberkriminellem über ihre Opfer wissen. Daher ist diese Vorgehensweise insbesondere bei zielgerichteten Angriffen, bei denen man vorher eine Aufklärung über die Opfer betrieben hat, beliebt", erklärt Udo Schneider. (Trend Micro: ra)

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Meldungen: Statistiken

Steam-Accounts beliebte Handelsware

Die Cybersicherheitsexperten von Kaspersky haben im Darknet tausende gestohlene Zugangsdaten für beliebte Online-Games entdeckt. Besonders häufig abgesehen hatten es Cyberkriminelle auf das bei Kindern beliebte Online-Game Roblox, mit insgesamt fast 34 Millionen gestohlenen Zugangsdaten. In rund 10.000 Darknet-Beiträgen wurde zudem mit kompromittierten Steam-Accounts gehandelt.

Report: 40 Prozent mehr Phishing weltweit

Der aktuelle Spam- und Phishing-Report von Kaspersky für das Jahr 2023 spricht eine eindeutige Sprache: Nutzer in Deutschland sind nach wie vor ein beliebtes Ziel von Phishing-Angriffen. Insgesamt identifizierten die Sicherheitsexperten im vergangenen Jahr 34.281.620 Phishing-Angriffe auf Nutzer in der Bundesrepublik.

Business E-Mail Compromise bleibt beliebt

Arctic Wolf veröffentlichte ihren jährlichen Arctic Wolf Labs Threat Report. Die zweite Auflage des Berichts zeigt, dass Cybercrime-Gruppen ihre Lösegeldforderungen deutlich erhöht haben, Business E-Mail Compromise (BEC) sich als kriminelles Geschäftsmodell etabliert und Angreifer weiterhin im großem Umfang Schwachstellen ausnutzen, die bereits vor 2023 bekannt waren.

Cybercrime hat nur ein Ziel: Daten

Sophos stellte ihren neuen "Threat Report: Cybercrime on Main Street" vor. Schwerpunkt sind in diesem Jahr die größten Bedrohungen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Cyberkriminalität ist für Organisationen jeder Größenordnung eine Herausforderung, am härtesten und häufig unter dem Radar der Öffentlichkeit trifft sie jedoch kleine Unternehmen.

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Fachartikel

Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

Ineffiziente Reaktionen auf E-Mail-Angriffe sorgen bei Unternehmen jedes Jahr für Milliardenverluste. Für viele Unternehmen ist das Auffinden, Identifizieren und Entfernen von E-Mail-Bedrohungen ein langsamer, manueller und ressourcenaufwendiger Prozess. Infolgedessen haben Angriffe oft Zeit, sich im Unternehmen zu verbreiten und weitere Schäden zu verursachen. Laut Verizon dauert es bei den meisten Phishing-Kampagnen nur 16 Minuten, bis jemand auf einen bösartigen Link klickt. Bei einer manuellen Reaktion auf einen Vorfall benötigen Unternehmen jedoch circa dreieinhalb Stunden, bis sie reagieren. In vielen Fällen hat sich zu diesem Zeitpunkt der Angriff bereits weiter ausgebreitet, was zusätzliche Untersuchungen und Gegenmaßnahmen erfordert.

Zertifikat ist allerdings nicht gleich Zertifikat

Für Hunderte von Jahren war die Originalunterschrift so etwas wie der De-facto-Standard um unterschiedlichste Vertragsdokumente und Vereinbarungen aller Art rechtskräftig zu unterzeichnen. Vor inzwischen mehr als einem Jahrzehnt verlagerten sich immer mehr Geschäftstätigkeiten und mit ihnen die zugehörigen Prozesse ins Internet. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mit dem Zeitalter der digitalen Transformation beginnen handgeschriebene Unterschriften auf papierbasierten Dokumenten zunehmend zu verschwinden und digitale Signaturen werden weltweit mehr und mehr akzeptiert.

Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

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