- Anzeigen -


Sie sind hier: Home » Fachbeiträge » Grundlagen

Angriffsforensik: Post Mortem von Cyberattacken


Wie eine EPP- und EDR-Lösung IT- und Sicherheitsteams helfen können, blinde Flecken zu identifizieren
Transparenz ist die Voraussetzung effektiver Angriffsforensik - Vollständige Transparenz über eine Datenschutzverletzung geht somit weit über die einfache Identifizierung von Malware oder dafür genutzter Tools hinaus



Liviu Arsene, Leitender Bedrohungsanalyst, Bitdefender

Wenn Cyberangriffe die Sicherheit von Endgeräten umgehen, kann es oft Monate dauern, bis Unternehmen die Schwachstelle entdecken. Unternehmen suchen deshalb nach Möglichkeiten, ihre Endgerätesicherheit zu modernisieren und ihre Fähigkeit zu verbessern, Bedrohungen schneller zu erkennen und in komplexen Infrastrukturen effektiver darauf zu reagieren. Um genutzte Sicherheitslücken und blinde Flecken im System zu erkennen, müssen sich Securityteams der Angriffsforensik bedienen, um genau herauszufinden, wie es zu Sicherheitsvorfällen kommen konnte.

Sie ist ein Element zur Verbesserung der Endpoint Detection and Response (EDR). Weiß man dank der Angriffsforensik genau, wo die Sicherheitslücken sind und wie sie von Kriminellen ausgenutzt wurden, können Unternehmen Business Continuity besser gewährleisten, Malware schneller erkennen und Sicherheitslücken zukünftig schließen.

Die wichtigste Voraussetzung effizient Angriffsforensik zu betreiben ist Transparenz. Hierfür müssen alle Informationen über das erfasst werden, was vor, während und nach einem Angriff geschah. Dies ist tatsächlich nicht einmal nur die Kür für den besseren Schutz der Infrastrukturen. Neue Gesetze und Rechtsvorschriften, wie die DSGVO, machen dies bereits heute zur Pflicht und verlangen von Unternehmen eine gründliche Berichterstattung über alle Datenschutzverletzungen.

Dies stellt Unternehmen allerdings vor Probleme: Denn traditionelle Endgerätesicherheit konzentriert sich vornehmlich auf die Identifizierung und Blockierung von Malware und anderen Bedrohungen. Das bedeutet, dass sie wegen mangelnder Transparenz schlecht gerüstet ist, um Sicherheitsvorfälle zu verfolgen, die nicht direkt mit Malware in Verbindung gebracht wurden.

Vollständige Transparenz über eine Datenschutzverletzung geht somit weit über die einfache Identifizierung von Malware oder dafür genutzter Tools hinaus. Transparenz bedeutet, dass IT- und Sicherheitsteams auf eine vollständige Zeitleiste mit Ereignissen zugreifen können, die vor einer Gefährdung auftraten. Inklusive solchen, die von herkömmlichen Endgerätesicherheitstools normalerweise nicht als bösartig eingestuft werden. Beispielsweise liefern Lösungen für Endgerätesicherheit im Allgemeinen nur dann Berichte, wenn Bedrohungen erkannt wurden.

Sie können aber nicht in der Zeit zurückgehen, um Details darüber zu liefern, wie die Angreifer den Endpunkt mit ihrer Malware erreicht haben. Um diese Details zu liefern, können EDR-Lösungen sehr wertvoll sein. Sie geben Sicherheitswarnungen aus, die auf eine Sicherheitsverletzung hinweisen könnten, wie z. B. Benutzer, die sich außerhalb der Geschäftszeiten an Endpunkten anmelden, verdächtige Remote-Desktop-Sitzungen, die Verwendung verlorener oder gestohlener Authentifizierungsdaten oder Benutzer, die auf ihnen eigentlich verwehrte Informationen und Daten zugreifen wollen.

Best Practices für den Einsatz von Angriffsforensik
Die Angriffsforensik auf Endpunkte sollte einen gut durchdachten Plan von Richtlinien und Verfahren enthalten, der es den Sicherheitsingenieuren ermöglicht, den Wert forensischer Untersuchungsdaten zu maximieren. Effektive Sicherheitsteams verfügen über Verfahren, um Endpunkte für die Beweisaufnahme vorzubereiten, das richtige Personal zu autorisieren und zu steuern, wo die Beweise gespeichert und dokumentiert werden sollen.

Die Bewertung der Beweise ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung, da die Ermittler verstehen müssen, welche Daten für ihre Untersuchung relevant sind, von welchen Systemen und Plattformen sie abgeleitet wurden und wie sie die relevanten Daten aufbewahren können. Sicherheitsingenieure müssen auch die Quelle und Integrität der Beweise feststellen, bevor sie sie tatsächlich in der Untersuchung verwenden.

Das bedeutet, dass alles, von Informationen über offene Ports, LAN- oder WAN-Netzwerkverkehr bis hin zu laufenden Prozessen, als potenzieller Beweis in einer Untersuchung angesehen werden kann. Dies unterstreicht die zwingende Notwendigkeit, dass Sicherheitsingenieure ein klares Bild von den potenziellen Anzeichen eines Datenverstoßes haben müssen. Ist die Beweisaufnahme als erster Schritt der forensischen Untersuche erst einmal geglückt, ist die richtige Analyse und Untersuchung der Informationen der nächste Schritt. Daten, die mit Datum und Uhrzeit versehen sind, sowie Dateien, die manipuliert oder verschlüsselt wurden, können helfen, sich ein genaueres Bild vom Angriff zu machen.

Effektive Teams verfügen über Werkzeuge, die die Analyse komplett automatisch erledigen und eine Warnung auszusprechen, wenn Anzeichen für eine mögliche Sicherheitsverletzung auftreten. Diese Automatisierungstools können Sicherheitstechnikern helfen, alle wichtigen Erkenntnisse eines Puzzles zusammenzufügen – und somit quasi ein post mortem, eine Obduktion, durchzuführen.

So kann der Ausgangspunkt des Angriffs offenbart werden und es bietet sich ein größeres Bild des Angriffsmusters und der tatsächlichen Absicht des Angreifers. So können Sicherheitsteams beispielsweise nachvollziehen, auf welche Bereiche sich die Kriminelle konzentrieren, mit welchen Techniken sie Privilegien erhöhen, mit welchen Werkzeugen sie sich seitlich über die Infrastruktur bewegen und wie sie ihre Spuren verwischen.

Vermeidung häufiger Fallstricke der Angriffsforensik
Um effektiv Angriffsforensik innerhalb einer Sicherheitsstrategie zu ermöglichen, müssen Sicherheitsteams EDR-Funktionen der nächsten Generation in ihrem Plan berücksichtigen. Nur so bekommen sie die notwendige Transparenz, um die detaillierte Angriffskette sichtbar zu machen. Eines der häufigsten Probleme für Sicherheitsteams ist in der Regel, dass sie nicht über die für die Angriffsforensik notwendigen Werkzeuge verfügen. Normale Sicherheitslösungen sind beispielsweise lediglich dafür geeignet, Malware und fortgeschrittene Bedrohungen zu stoppen.

Sie sind jedoch nicht in der Lage, verdächtige Benutzeraktivitäten zu erkennen. Aber einfach ein zusätzliches EDR-Tool einzusetzen ist auch nicht immer der ideale Weg. Denn wenn unterschiedliche Lösungen für Security und EDR verwendet werden, führt dies direkt zu einem erhöhten Overhead bei der Verwaltung mehrerer Konsolen und zu einer längeren Analysezeit, da die Sicherheitstechniker die Daten aus beiden manuell korrelieren müssen. Da die Zeit bei forensischen Untersuchungen jedoch von entscheidender Bedeutung ist, ist es besonders vorteilhaft, eine integrierte Sicherheitsplattform zu haben, die sowohl Endpoint-Sicherheit als auch EDR unter einem Dach vereint.

Integrierte Sicherheitsplattformen ermöglichen effiziente Angriffsforensik
Forensische Beweise, die von einer integrierten Endpoint Protection Platform (EPP) und einer EDR-Lösung bereitgestellt werden, können IT- und Sicherheitsteams helfen, blinde Flecken zu identifizieren. Alles, von Authentifizierungsdaten, die nicht entsorgt wurden, nachdem ein Mitarbeiter das Unternehmen verlassen hat, über nicht gepatchte Endpoint-Anwendungen bis hin zu internetfähigen Diensten, können von einer EDR-Lösung leicht aufgedeckt werden. EDR-Lösungen der nächsten Generation gehen noch einen Schritt weiter.

Sie integrieren maschinelle Lernalgorithmen, die Warnmeldungen durchführen können, so dass sich überlastete und unterbesetzte IT- und Sicherheitsteams auf potenzielle Sicherheitsvorfälle mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eines Datenverlusts konzentrieren können. Durch die enge Integration zwischen EPP und EDR können Unternehmen ein vollständiges Bild und einen Zeitplan der Ereignisse erhalten und sowohl die Business Continuity gewähren als auch finanzieller oder Reputationsschäden minimieren. (Bitdefender: ra)
eingetragen: 07.07.19
Newsletterlauf: 17.07.19

Bitdefender: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Grundlagen

  • Zertifikat ist allerdings nicht gleich Zertifikat

    Für Hunderte von Jahren war die Originalunterschrift so etwas wie der De-facto-Standard um unterschiedlichste Vertragsdokumente und Vereinbarungen aller Art rechtskräftig zu unterzeichnen. Vor inzwischen mehr als einem Jahrzehnt verlagerten sich immer mehr Geschäftstätigkeiten und mit ihnen die zugehörigen Prozesse ins Internet. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mit dem Zeitalter der digitalen Transformation beginnen handgeschriebene Unterschriften auf papierbasierten Dokumenten zunehmend zu verschwinden und digitale Signaturen werden weltweit mehr und mehr akzeptiert.

  • Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

    Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

  • KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

    Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

  • DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

    DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

  • Fluch und Segen des Darkwebs

    Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.