- Anzeigen -


Sie sind hier: Home » Markt » Tipps & Hinweise

Sichere Geräte = sichere Daten?


Vertrauensfrage: Wieviel Datensicherheit kann Gerätekontrolle bieten?
Was eine weitreichende Kontrolle über die Unternehmensdaten bietet, bringt langfristig jedoch auch Schwierigkeiten mit sich



Von Mike Schuricht, VP Product Management, Bitglass

In der zunehmend digitalisierten und vernetzten Wirtschaft sind flexible Arbeitsmodelle längst ein fester Bestandteil. Der zeitlich und örtlich unbegrenzte Zugriff auf Unternehmensdaten und -anwendungen vereinfacht Unternehmensprozesse und gibt den Mitarbeitern mehr Gestaltungsspielraum in der Organisation ihrer Arbeitsabläufe. Um dabei die Sicherheit von Unternehmensdaten zu gewährleisten, bestimmt seit Jahren das Konzept der "trusted devices" - vertrauenswürdigen Geräte - die Sicherheitsstrategie von Unternehmen. Organisationen weltweit, darunter Regierungsbehörden und Banken, operieren auf Basis dieses Ansatzes. Jedoch gerät dieser im Zeitalter fortschreitender Digitalisierung und Mobilität zunehmend an seine Grenzen.

Sichere Geräte = sichere Daten?
Einfach ausgedrückt gilt die Einstufung "vertrauenswürdig" für Geräte, die den Unternehmen bekannt sind, die bestimmte Sicherheitsanforderungen erfüllen und über die die Unternehmens-IT ein gewisses Maß an Kontrolle hat. Typischerweise sind diese Geräte mit einem Software-Agenten ausgestattet, der den Datenverkehr an das Unternehmensnetzwerk weiterleitet, so dass grundlegende Sicherheitsüberprüfungen wie ein Zugangscode und ein Check des aktuellen Betriebssystems durchgeführt werden können.

Sobald diese Prüfungen erfolgt sind, erhält ein vertrauenswürdiges Gerät in der Regel uneingeschränkten Netzwerkzugriff, so dass der Benutzer alle Informationen abrufen kann, die er benötigt, um aus der Ferne arbeiten zu können. In der Regel bedeutet dies, dass ein VPN-Tunnel zum Firmennetzwerk geöffnet wird, der den Nutzern einen ungehinderten Dienstzugang ermöglicht.

Unter IT-Managern haben sich vor allem die Apple-Geräte den Ruf erworben, einfacher zu verwalten und auf Grund der abgeschlossenen Plattform sicherer zu sein. Zwar sind die heutigen Mobilplattformen meist viel sicherer als Legacy-Lösungen, doch alle – auch Apple – sind weiterhin anfällig für Datenverlust, beispielsweise durch gezielte Cyber-Angriffe oder direkt durch Verlust oder Diebstahl des Geräts. Um angesichts derartiger Risiken die Datensicherheit gewährleisten zu können, setzen Unternehmen auf eine verstärkte Kontrolle der Mobilgeräte. Im Zuge dessen kommen Mobile Device Management (MDM)- oder Mobile Application Management (MAM)-Lösungen zum Einsatz.

Diese installieren Agenten auf den Mobilgeräten und ermöglichen der IT-Abteilung die umfassende Kontrolle derselben. Alle Aktivitäten werden dann durch das Unternehmensnetzwerk geleitet, Kontrollfunktionen wie Kennwortschutz, Fernlöschung von Daten sowie Beschränkungen bei unsicheren Netzwerkverbindungen werden von der IT-Abteilung über eine zentrale Plattform ausgeübt. So ist diese in der Lage, die Unternehmensdaten im Blick zu behalten und notfalls schnell reagieren zu können.

Vertrauen ist gut – doch ist Kontrolle wirklich besser?
Was eine weitreichende Kontrolle über die Unternehmensdaten bietet, bringt langfristig jedoch auch Schwierigkeiten mit sich: Sowohl die Einrichtung als auch die Pflege von MDM/MAM-Software ist mit einigem logistischen Aufwand verbunden. Je nach Unternehmensgröße müssen IT-Teams die Software auf ein paar Dutzend bis hin zu mehreren tausend Geräten verwalten und sicherstellen, dass die Agenten regelmäßig aktualisiert werden und alles korrekt funktioniert.

Paradoxerweise führt die umfassende Kontrolle wiederum zu einem Vertrauensverlust – und zwar auf Seiten der Mitarbeiter. Durch die mobilen Agenten sind für das Unternehmen theoretisch sämtliche Aktivitäten der Mitarbeiter nachvollziehbar. Dies ist besonders heikel, wenn Mitarbeiter ihre privaten Geräte für die berufliche Nutzung zur Verfügung stellen. Private Bankgeschäfte, Aktivitäten in sozialen Netzwerken und jede Menge persönlicher Informationen werden neben Unternehmensdaten ebenfalls per Proxy über das Unternehmensnetzwerk übertragen. Derartige Fälle werfen zudem auch Fragen des innerbetrieblichen Datenschutzes auf. Die meisten Mitarbeiter sind nicht glücklich darüber, dass die Unternehmens-IT Einblick in ihre Daten erhält.

Eine von Bitglass durchgeführte Umfrage ergab, dass nur 44 Prozent der befragten Angestellten mit MDM- oder MAM-Software auf ihrem privaten Telefon einverstanden wären. In derselben Umfrage gaben mehr als zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten an, dass sie grundsätzlich bereit wären, ihre privaten Mobilgeräte auch für die berufliche Nutzung bereitzustellen, sofern ihr Arbeitgeber die Möglichkeit hätte, Unternehmensdaten zu schützen, ohne die Fähigkeit zu besitzen, ihre persönlichen Daten einzusehen, zu ändern oder zu löschen.

Auf den Punkt gebracht bedeutet dies: Die Unternehmen erhöhen mit MDM-Lösungen die Kontrolle und sichern sich weitreichende Zugriffsrechte, um Geräte nach ihren Maßstäben "vertrauenswürdig" zu machen. Dies erfolgt jedoch auf Kosten des Vertrauens der Mitarbeiter, und unter Umständen auch zu Lasten der Sicherheit, sofern sie die Kontrollmechanismen durch MDM umgehen sollten.

Vertrauenskrise? Auf ins Datenzeitalter
Es zeichnet sich ab, dass es für Unternehmen langfristig eine Herausforderung darstellen wird, Vertrauen, Gerätekontrolle und Datensicherheit optimal miteinander in Einklang zu bringen. Gleichzeitig gewinnt mit der fortschreitenden Digitalisierung die Rolle von Daten immer mehr an Bedeutung. Als Anzeichen dieses sich vollziehenden Wandels können nicht zuletzt die großen Datendiebstähle in jüngster Vergangenheit sowie eine verstärkt auf Datenschutz abzielende Gesetzgebung angesehen werden.

Dabei sei erwähnt, dass in der IT die Sicherung von Geräten zum Schutz der darauf befindlichen Daten lange Zeit der einzig sinnvolle Ansatz war. Jedoch wird zunehmend deutlich, dass vertrauenswürdige Geräte nur schwer mit dem Begriff "sicher” gleich gesetzt werden können. Kein Gerät ist vor Datenverlust gefeit. Für Unternehmen ist es daher an der Zeit, Daten in den Mittelpunkt ihrer IT-Sicherheitsstrategie zu rücken und ausgehend davon entsprechende Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. (Bitglass: ra)

eingetragen: 18.12.17
Home & Newsletterlauf: 19.01.18


Bitglass: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Tipps & Hinweise

  • Sicherheitsmaßnahmen gegenüber Bedrohungen

    Steigende Compliance-Anforderungen und europäische Richtlinien wie die DSGVO oder die NIS-Richtlinie für kritische Infrastrukturen haben die Umsetzung von Cybersecurity-Maßnahmen in Unternehmen bereits wesentlich vorangetrieben. Jedoch erfüllen Unternehmen häufig lediglich die Mindestanforderungen - während Angreifer über umfassende und ausgefeilte Möglichkeiten verfügen, sich Zugang zu Unternehmensnetzwerken zu verschaffen. Mittelständische Unternehmen, beispielsweise in der produzierenden Industrie oder im Gesundheitswesen, stehen im Fokus von Hackern: Mittels Ransomware-Angriffen können Cyber-Akteure ganze Produktionsstraßen lahm legen oder Krankenhäuser vom Netz nehmen. Insbesondere in diesen Branchen ist der Schaden nach einer Attacke besonders groß, da sie enorme wirtschaftliche Auswirkungen zur Folge haben und eine Vielzahl von Menschen betreffen. Für Hacker sind zudem vor allem mittelständische Unternehmen interessant, die wirtschaftlich erfolgreich sind, aber gleichzeitig nicht über die gleichen umfassenden Sicherheitsmaßnahmen verfügen wie große, börsennotierte Konzerne.

  • Nahezu kein Expertenwissen mehr benötigt

    Cyberkriminelle greifen mit gefälschten Rechnungen vermehrt Unternehmen des produzierenden Gewerbes in Deutschland an. Das hat Proofpoint herausgefunden. Die Angreifer versenden dabei gefälschte Rechnungen, die als Köder verwendet werden oder aber die E-Mail beinhaltet einen Link zu einer Website, auf der das gefälschte Dokument zum Download zur Verfügung steht. Die Dokumente sind mit dem Remote Access Trojaner NanoCore infiziert. Laut Proofpoint enthalten Anhänge eine komprimierte ausführbare Datei (mit der Erweiterung ".Z"), während bösartige Links den Empfänger veranlassen, die auf onedrive.live.com gehostete Malware herunterzuladen.

  • Fünf Sofortmaßnahmen zur Systemhärtung

    Guardicore gibt Sicherheitsempfehlungen für das Support-Ende von Windows Server R2, Windows Server 2008 und Windows 7. Ab 14. Januar 2020 werden Nutzer dieser Microsoft-Betriebssysteme keine kostenlosen Sicherheitsupdates und Online-Aktualisierungen mehr erhalten. Ohne sicherheitsrelevante Updates sind die betroffenen IT-Systeme gegen neu entdeckte Schwachstellen nicht mehr geschützt. Zwar sind die genannten Betriebssysteme teilweise bereits über ein Jahrzehnt alt, aber Schätzungen zufolge ist allein Windows Server 2008/2008 R2 immer noch auf fast jedem dritten Server weltweit im Betrieb. Viele Organisationen können nicht auf aktuelle Betriebssystemversionen wechseln, weil sie komplizierten Gesetzes- und Zertifizierungsanforderungen unterliegen, oder einfach nicht das erforderliche Budget zur Verfügung haben. Gefragt sind deshalb Überbrückungslösungen - auch um zeitaufwendige Migrationsprozesse begleiten zu können.

  • Abfangen und Manipulieren von E-Mails

    Die E-Mail ist das Kommunikationsmittel Nummer eins. Unternehmen sind in der Pflicht, sich mit der E-Mail-Sicherheit zu beschäftigen, kommunizieren sie doch sowohl intern als auch extern. Nahezu täglich ist von Datenpannen und Datendiebstählen zu hören: Fremde verschaffen sich - zum Teil leider kinderleicht - Zugang zum internen Unternehmenssystem und greifen Daten ab oder manipulieren diese. Einfache, unverschlüsselte E-Mails stellen deshalb grundsätzlich eine Gefahr dar: Sie ähneln einer Postkarte, deren Inhalt jeder lesen kann. "Denn gehen E-Mails weder digital signiert noch verschlüsselt auf die Reise, können die Inhalte nicht nur ausspioniert, sondern auch manipuliert werden. Da Angriffe dieser Art in aller Regel nicht sicht- und nachweisbar sind, wird die E-Mail-Sicherheit leider nach wie vor oft stiefmütterlich behandelt. Wie oft und von wem E-Mails gelesen werden, kann ihnen niemand ansehen", warnt Patrycja Tulinska, Geschäftsführerin der PSW Group.

  • Neuer Standort und neue BC/DR-Strategie?

    Die Entfernung zwischen georedundanten Rechenzentren soll mindestens 200km betragen. So empfiehlt es das BSI seit diesem Jahr. Dies stellt viele Unternehmen vor Probleme, betrug die bisher empfohlene Distanz in der Vergangenheit doch gerade einmal fünf Kilometer. Diese geringe Distanz erlaubte es den Betreibern bisher, ihre Rechenzentren über HA-Systeme synchron zu spiegeln. Dies ist bei einem Abstand von 200km jedoch nicht mehr möglich: Die Latenz zwischen den Standorten ist einfach zu hoch, um Organisationen mit traditionellen Hochverfügbarkeits- und Backup-Lösungen gegen Systemausfälle zu schützen. Was können Unternehmen nun tun, um ihre IT etwa gegen logische Fehler oder Ransomware-Attacken abzusichern, um minimalen Datenverlust und kurze Ausfallzeiten zu garantieren? Der neue Mindestabstand, den das BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) seit Dezember 2018 zwischen sich Georedundanz gebenden Rechenzentren empfiehlt, stellt in vieler Hinsicht eine Zäsur dar. Er stellt die Nutzung synchroner Spiegelung grundsätzlich infrage und hat damit einen direkten Einfluss darauf, wie Rechenzentren hierzulande betrieben werden. Wer eine "kritische Infrastruktur" betreibt, wird vom Gesetzgeber sogar dazu gezwungen der Empfehlung zu folgen. Und wer das Pech hat Teil eines Branchenverbandes zu sein, der den Empfehlungen des BSI folgt, wie etwa Mitglieder der Bankenbranche Bafin, haben ebenfalls keine Wahl. All diese Organisationen müssen auf die Entscheidung reagieren und den Abstand ihrer Rechenzentren auf mindestens 200km bringen.