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Remote Access Tools/RATs


Westliche Energieunternehmen Spionage-Angriffen ausgesetzt
Die Angriffe wurden von den Hackern gezielt über Lösungen von Drittanbietern bzw. Zulieferern ausgeführt

(18.07.14) - Eine Symantec-Analyse zeigt: Hacker Gruppe "Dragonfly" führte seit 2013 gezielte Angriffe gegen Unternehmen aus dem Energie-Sektor unter anderem auch in Deutschland aus. Es gibt Hinweise, dass die Gruppe im Regierungs-Auftrag agierte.

Die Hacker-Gruppe Dragonfly führte seit 2013 gezielt Spionage-Attacken gegen Energieunternehmen in verschiedenen westlichen Ländern aus. So waren unter anderem Stromerzeuger, Pipeline-Betreiber sowie spezielle Ausrüster für den Energie-Bereich aus Deutschland, Spanien, USA, Frankreich, Italien, Türkei, Polen, Griechenland, Serbien, Rumänien, Zielscheibe "der Libelle". Wie die Symantec-Experten feststellten, sollten die Attacken vor allem die entsprechenden Unternehmen ausspionieren, um mit Hilfe der so erlangten Informationen letztlich gezielt Sabotage zu betreiben. Die Gruppe ist vermutlich in Osteuropa ansässig. Zudem gibt es Hinweise, dass die Hacker im Auftrag einer Regierung agierten.

Die Angriffe wurden von den Hackern gezielt über Lösungen von Drittanbietern bzw. Zulieferern ausgeführt: Ähnlich wie bei Stuxnet konzentrierte man sich darauf, Software von Herstellern industrieller Steuerungssysteme (Industrial Control System, kurz ICS), die im Energie-Sektor häufig zum Einsatz kommen, mit einem speziellen Trojaner zu infiltrieren. Über Softwareaktualisierungen der entsprechenden Steuerungssysteme wurde so Schadcode eingeschleust und die Hacker erhielten Zugriff auf die Netzwerke. Die Attacken wurden meist über einen längeren Zeitraum ausgeführt, um möglichst viele Informationen auszuspionieren.

Daneben setzten die Hacker auch (Spear-)Phishing-Mails an ausgewählte Mitarbeiter in Unternehmen ein sowie sogenannte Waterhole Attacks: Hierbei wurden z. B. Webseiten mit Schadcode infiziert, die vornehmlich von Experten aus dem Energie-Bereich besucht werden, um sich über die Schadcodeinfektion einen "Zugang" zu den anvisierten Unternehmen zu verschaffen.

"9 to 5 Job"
Die Gruppe scheint ausgesprochen professionell organisiert zu sein und agiert bereits seit etwa 2011. Bevor sich die Hacker auf den Energie-Sektor der westlichen Hemisphäre konzentrierten, arbeiteten sie vor allem an der Spionage von Verteidigungsorganisationen und Luftfahrt-Unternehmen in den USA und Kanada. Erst 2013 konzentrierte sich die Gruppe auf den europäischen und amerikanischen Energie-Bereich.

Die Hacker nutzen vor allem Schadcode, der den Fern-Zugriff auf Systeme zulässt (sogenannte Remote Access Tools/RATs). Ist der Schadcode einmal auf dem Computer, ermöglicht er das Auslesen von System-Informationen, erstellt Listen von gespeicherten Dokumenten und sammelt u. a. Adressen aus Outlook oder Transferdaten von VPN-Verbindungen. Diese ausgespähten Daten werden dann verschlüsselt an den Command & Control Server gesendet, der von den Hackern kontrolliert wird. Es ist davon auszugehen, dass die Schadcodes entweder von der Gruppe selbst oder speziell für die Hackergruppe erstellt wurden.

Kurioserweise war die Hackergruppe wie "normale Werktätige" montags bis freitags zwischen 9:00 Uhr morgens und 18:00 Uhr abends aktiv. (Symantec: ra)

Symantec: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Hintergrund

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    SophosLabs und Sophos Managed Threat Response haben einen Bericht über eine neue Ransomware veröffentlicht, die eine bisher noch nicht bekannte Angriffsmethode verwendet: Die sogenannte Snatch-Ransomware geht mit variierenden Techniken vor und veranlasst unter anderem einen Neustart übernommener Computer im abgesicherten Modus, um verhaltensorientierte Schutzmaßnahmen, die speziell nach Ransomware-Aktivitäten wie das Verschlüsseln von Dateien Ausschau halten, zu umgehen. Sophos geht davon aus, dass Cyberkriminelle damit eine neue Angriffstechnik etabliert haben, um fortschrittliche Schutzmechanismen auszuhebeln. Neben der neuen Angriffstaktik belegt ein weiterer interessanter Fund, dass sich ein anderer Trend fortzusetzen scheint: Kriminelle filtern immer häufiger Daten heraus, bevor die eigentliche Ransomware-Attacke startet. Die entwendeten Daten könnten zu einem späteren Zeitpunkt für Erpressungen, auch in Zusammenhang mit der DSGVO, verwendet werden. Ähnliches Verhalten konnten die SophosLabs zum Beispiel bei Ransomware-Gruppen wie Bitpaymer feststellen.

  • Windows-Zero-Day-Exploit zur Rechteausweitung

    Kaspersky-Technologien haben eine Zero-Day-Schwachstelle im Windows-Betriebssystem gefunden. Der darauf basierende Exploit ermöglichte es Angreifern, höhere Privilegien auf dem attackierten Gerät zu erlangen und Schutzmechanismen im Google Chrome Browser zu umgehen - wie es in der WizardOpium-Kampagne geschah. Ein Patch wurde bereits veröffentlicht. Die neue Windows-Schwachstelle wurde von Kaspersky-Forschern aufgrund eines anderen Zero-Day-Exploits gefunden. Bereits im vergangenen November hatten die Exploit-Prevention-Technologien, die in den meisten Produkten des Unternehmens integriert sind, einen Zero-Day-Exploit in Google Chrome gefunden. Dieser Exploit ermöglichte es den Angreifern, beliebigen Code auf dem Computer des Opfers ausführen. Im Rahmen weiterer Untersuchungen dieser Kampagne, die die Experten WizardOpium tauften, wurde nun der Exploit im Windows-Betriebssystem gefunden.

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    Akamai Technologies hat den "State of the Internet"-Sicherheitsbericht 2019 "Phishing - Baiting the hook" veröffentlicht. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass Cyberkriminelle unternehmensbasierte Entwicklungs- und Bereitstellungsstrategien wie Phishing-as-a-Service nutzen, um die größten Technologiekonzerne der Welt anzugreifen. Knapp 43 Prozent der beobachteten Domains zielten auf Microsoft, PayPal, DHL und Dropbox ab. Der Bericht legt offen, dass Phishing nicht mehr nur eine E-Mail-basierte Bedrohung ist, sondern auch Social Media und mobile Geräte umfasst. Es handelt sich um ein weitreichendes Problem, das alle Branchen betrifft. Da sich die Angriffsmethoden weiterentwickeln, entstehen neue Techniken, etwa für Attacken auf geschäftliche E?Mails (Business E?Mail Compromise, BEC). Laut dem FBI führten BEC-Angriffe zwischen Oktober 2013 und Mai 2018 zu weltweiten Verlusten von mehr als 12 Milliarden US-Dollar.

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